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Community-Test: quadral AURUM ORKAN von Michael Safran

Unser Community-Mitglied Torsten Haack hat die AURUM ORKAN-Lautsprecher von quadral zu Hause getestet. Lies hier, welche Erfahrungen er gemacht hat!
Community-Test: quadral AURUM ORKAN von Michael Safran

HIFI.DE hat gerufen – und die Community hat geantwortet! Nach unserem großen Aufruf haben sich zahlreiche HiFi-Enthusiasten als potenzielle Community-Tester für High End-Lautspreher von quadral gemeldet. Einer der Auserwählten: Michael Safran, dessen Test zur AURUM ORKAN hier folgt.

Test- und Vergleichskomponenten:

Vollverstärker: Denon PMA 1500AE
CD-Player: Sony CDP-XB 930QS
Lautsprecher: Dali Opticon 6
NF- Kabel: Supra EFF-1
LS- Kabel: Kimber 4PR

Als erstes bedanke ich mich erneut herzlich beim Team von HIFI.DE, aber auch bei quadral für die Möglichkeit, diese Lautsprecher zu testen und hören zu dürfen. Auch dieser Testbericht beruht ausschließlich auf meinen eigenen Empfindungen, Feststellungen und Beurteilungen. Ich habe natürlich auch hier wieder versucht, möglichst umfangreich und konzentriert zu arbeiten – nichtsdestotrotz hat jeder Hörer andere Vergleichsmöglichkeiten, anderes Equipment und letztlich einen anderen Geschmack. Dennoch hoffe ich, dass dieser Testbericht eine gute Orientierung für interessierte Hörer und Käufer bietet und die Qualitäten der AURUM ORKAN umfangreich und nachvollziehbar dargelegt werden.

Mit der mittlerweile neunten Generation der ORKAN legt die hannoverische Traditionsfirma quadral einen äußerst aparten und sehr hochwertig gestalteten Standlautsprecher in der Preislage um 4000 Euro für das Paar vor. Unter seinem Label AURUM hat quadral mittlerweile eine ganze Range edler wie auch eleganter Lautsprecher auf dem Markt, die von der kleinen Kompaktbox GALAN bis zur neunten Auflage der legendären Riesen TITAN reicht. Die hier zu besprechende ORKAN stellt dabei die günstigste Standbox dar. Sie ist in schwarzer und weißer Hochglanzlackierung erhältlich und in Verbindung mit ihren wohlproportionierten Maßen gibt sie sich als fast schon luxuriöse und dennoch schlichte und puristische Lösung für moderne Interieurs. Hier steht ein hochwertiges Stück Handwerk vor einem, das den Vergleich mit bekannten und teuren Möbelherstellern überhaupt nicht scheuen muss.

Bild: Michael Safran

Quadral hat auch für die neuen ORKAN ganz oben in sein Regal gegriffen und insgesamt vier Chassis von höchster Güte verbaut. Die zwei 180 Millimeter Tieftöner und auch der 155 Millimeter Mitteltöner stammen aus der Altima-Familie, während im Hochtonbereich ein aktuelles quSENSE Bändchen (in diesem Falle in kleinster Ausführung) arbeitet. Da quadral eine jahrzehntelange Erfahrung mit Bändchenhochtönern, aber auch mit Chassis aus Metallmischungen (in diesem Falle Aluminium, Titan und Mangan) aufweist, kann man ruhigen Gewissens von einer absoluten Ausgereiftheit dieser Bauteile ausgehen, was der Hörtest in Teilen auch eindrucksvoll bewiesen hat. 

Außerdem haben die hannoverischen Spezialisten das Gehäuse leicht angeschrägt, um das Abstrahlverhalten zu optimieren. Jede ORKAN hat ebenso einen separaten Sockel, der für eine Entkopplung vom Boden sorgt. Die mit 29,1 Kilogramm recht schweren Boxen sind auch ansonsten hervorragend verarbeitet. Die Gehäuse wirken extrem robust, die edle schwarze Hochglanzlackierung ist umlaufend und absolut perfekt ausgeführt. So könnte die Box auch schon mal als Spiegel dienen, wenn gerade kein anderer zur Verfügung steht. Beste Voraussetzungen also für ein auch akustisch gutes Ergebnis und guten Klang? Nun, wir werden sehen.

Doch vor dem Hören kommen noch das Auspacken, Anschließen und Aufstellen. Die ORKANS werden in je einem dickwandigen Karton geliefert, der verklammert ist. Hat man eine Seite des Kartons geöffnet (Vorsicht mit den Klammern!), so erscheint der Lautsprecher fest eingepackt in je einem festen Schaumstoffteil oben und unten. Am besten ist es hier, die Box mit zwei Leuten stehend aus dem Karton zu holen, da eine Entnahme im Liegen aufgrund des Gewichtes und der Festigkeit der Verpackung ungünstig verlaufen könnte. Dann allerdings kommt man um ein Hinlegen der ORKAN nicht umhin, da die Folie, welche die Box umgibt, umlaufend ist und von der unteren Seite die Verklebung gelöst werden muss. Auch wenn die ORKAN ein hochwertiger Lautsprecher ist, so ist dies doch arg ungünstig gelöst. Bei meiner Dali Opticon 6 war dieser Prozess deutlich einfacher gestaltet.

Auf der Suche nach möglichem Zubehör wurde ich allerdings enttäuscht. Auch wenn der Sockel der ORKAN vier Verschraubungen für mögliche Spikes aufweist, so lagen der Verpackung keine bei. Nur vier selbstklebende Filzgleiter sowie Anleitung und Garantiebedingungen brachte der Karton hervor. Dies ist für einen Lautsprecher dieser Preislage kaum akzeptabel. So ist ein standfestes und zu allen Seiten gerades Ausrichten der Boxen schlicht und ergreifend nicht möglich. Selbst meinen Opticons und sogar ihren Vorgängern, einem Paar deutlich günstigerer MB Quart Alexxa S-One, lagen Spikes und ein passender Schlüssel für die Justierung bei.

Bild: Michael Safran

Die Stoffabdeckungen der ORKANS hingegen sind standesgemäß ihrer Preislage magnetisch ausgeführt und dementsprechend einfach anzubringen. Allerdings hätte quadral ihren Rahmen durchaus etwas robuster und stabiler ausführen können, denn sie geben sich etwas wackelig. Das Anschlussfeld ist ganz schlicht in Single-Wiring gehalten. Hier geht quadral den gleichen Weg wie Dynaudio und verzichtet auf eine durchaus diskussionswürdige Bi-Wiring-Option. Die Klemmen selbst sind von vernünftiger, aber nicht dieser Preislage entsprechend hochwertiger Ausführung. Solche Klemmen finden sich auch in weit, weit günstigeren Lautsprechern. Auch hier haben meine Dalis trotz niedrigerer Preisstellung deutlich aufwendigere Klemmen zu bieten. Bei den ORKANS muss man zudem gemäß der CE-Zertifizierung auch noch die klitzekleinen Verschlusspins zum Bananenstecker-Zugang entfernen, was mit langen Fingernägeln unter Umständen böse enden kann.

Die Anleitung verrät nur recht allgemeine Aufstellungstipps und ist universell für alle AURUM-Lautsprecher ausgelegt. Und leider ist die in der Anleitung bevorzugte Einwinkelung der Lautsprecher auf den Hörplatz in Bezug auf die ORKAN auch eine recht ungünstige Wahl. Denn eine parallel-gerade Aufstellung ohne jegliche Einwinkelung hat sich in diesem Fall als die deutlich bessere Variante erwiesen, bei der die Boxen ihre Potentiale optimal ausspielen konnten. Eingewinkelt engte sich das Klangbild zu sehr ein und verlor an Weiträumigkeit. Und ob die ORKANS auch sonst ihrem Namen gerecht wurden, zeigte anschließend der umfangreiche Hörtest. Jazz, Pop, Rock, Klassik, Aufnahmen aus sämtlichen Bereichen fanden ihren Weg in den Sony CD-Player, über den alles erhabenen und bärenstarken Denon-Verstärker heraus aus den quadral-Lautsprechern. Diese wurden mir im übrigen eingespielt angeliefert. So fiel diese lästige und zeitraubende Prozedur netterweise weg und es konnte sofort losgehen.

Den Hörtest eines jeden Produktes beginne ich mit dem Stück „Amuseum“ von James Newton Howard (aus „James Newton Howard & Friends“, Sheffield Lab), denn hier wird sofort und ungeschminkt klar, mit was für einer Art Klang man es zu tun bekommt. Zwei Dinge wurden recht schnell deutlich: Zunächst einmal lieferte der Bändchenhochtöner eine fabelhafte Performance ab, die sofort Gänsehaut bei mir produzierte. Becken hatten unglaublich viel Luft um sich, der Raum um das optimal eingefangene Drumset atmete regelrecht. Am anderen Ende der Frequenzskala vermisste ich allerdings etwas. Das Stück bietet einen eisenharten und tief hinabreichenden Bassbereich, der hier nicht so recht zur Geltung kam. Die ORKAN wirkte hier etwas abgeschnürt. Im Oberbass erklang sie erzpräzise, aber der Punch aus der untersten Tiefe – er fehlte einfach.

Im Laufe einiger klanglich hervorragender Popstücke aus meinem Testrepertoire schälte sich dieser Grundcharakter der ORKANS schließlich weiter heraus. Ob nun der harte Funk von Me’Shell NdegéOcello, deren „Leviticus: Faggot“ (aus „Peace beyond Passion“, Warner Music), Suzanne Vegas extrafett produziertes „Headshots“ (aus „Nine Objects of Desire“, A+M) oder ein Klassiker wie Michael Jacksons „Billie Jean”: die ORKANs fegten oben herum – wie ihr Name es schon verspricht – um jede Ecke, zeigten glitzernde Becken, ultraschnelle Gitarrenlicks und legten ein fabulöses Timing an den Tag. Aber diese Musik muss von unten heraus kommen, um das Herz zu berühren. Die Entwickler haben ihrer ORKAN ein innerlich eher schlankes Kleid verpasst, das aber umso luftiger und fein ziselierter geschneidert wurde. Mir drängte sich der Eindruck auf, dass die Lautsprecher extrem pedantisch agierten, viele Einzelheiten genauestens aufzählten, aber einen organischen Gesamtklang gerne missen ließen.

Bild: Michael Safran

Santana serviert einem mit „Your touch“ (aus „Milagro“, Columbia) ein höchst exquisit aufgezeichnetes Stück Latinrock voller feiner Percussiondetails. Und über die quadral-Lautsprecher bekam jedes einzelne, kleine Becken seine definierte Größe, schwang rasend schnell ein, war sofort da und erhaschte seinen Moment. Der Druck aus dem Keller war wenig spürbar, aber die Auflösung des quSense-Bändchen war einfach einmalig. Hier in dieser detail-vernarrten Welt fühlten sich diese Lautsprecher hörbar wohl. Bei Rebecca Pidgeons audiophilem Klassiker „Grandmother“ (aus „The Raven“, Chesky) zeichnete sich dieses Bild noch deutlicher ab. Ihre Stimme gewann hier gegenüber meinen Dalis nochmals an Charakter, zeigte noch mehr Persönlichkeit und Luft. Die ungefiltert aufgenommenen Instrumente flirrten wesentlich luftiger und freier durch das Mastersound Studio. Solch akustische Gefilde waren anscheinend eine große Stärke der Klangwirbelwinde.

Und so wechselte ich tiefer in diese Szenerie. Friedemanns Aquamarin Orchester stand auf der Bühne („In Concert“, Biber Records) und gab das wunderschöne „Sourdos“ zum besten. Gleich dieser erste Takt war ein Gedankenstopper und sobald die Percussion einsetzte, stellte sich meine Gänsehaut bis zum erreichbaren Ende auf. Bei dieser so überragend aufgezeichneten Akustikmusik waren die niedersächsischen Schönheiten mehr als in ihrem Element. Jeder Ton, den Percussionist Ulrich Moritz auf seiner vielfältigen Batterie anschlug, schwang pfeilschnell ein, kam einfach wie ein Blitz aus dem Nichts und blieb viel länger, als ich es je gehört hatte. Da war Luft, Luft und nochmal Luft. Man konnte die Härte der Marimbaphonklöppel von Christian Dähn genauestens bestimmen; Friedemanns Gitarre bekam einen wunderbaren Korpus. Dabei stellten die ORKANs dieses sehr luftige Klangbild auch noch in einen räumlich so plastisch wie enorm breit gespannten Kontext. Hier waren sie in ihrem Element und zu Hause angekommen.

Die wohl beste Gitarrenaufnahme aller Zeiten, das in Utrecht aufgezeichnete Album „Flamenco“ (Philips) von Altmeister Pepe Romero, bestätigte diesen Eindruck tief beeindruckend. Das Bändchen ließ die Saiten so rasant anreißen und die Tänzerschuhe so hart Klacken wie es mein Vergleichslautsprecher nicht annähernd vermitteln konnte. Und die Dalis, deren eigenes Bändchen erst sehr weit oben im Frequenzraster eingreift, sind beileibe keine Kinder von Traurigkeit. Auch sie können solche Musik hervorragend wiedergeben. Doch wenn die ORKANS Takeshi Inomatas perfekt aufgezeichneten „The Dialogue with the bass“ (aus „The Dialogue“; Audiolab) dynamisch so ausufernd, so luftig atmend und räumlich so weit aufgespannt wiedergaben, mussten die Däninnen leider besiegt das Haupt senken. Und was liegt bei solchen Fähigkeiten näher, als sich ein paar Referenzaufnahmen aus der Klassik zu schnappen und den schwarzen Detailfanatikern auf den Zahn zu fühlen?

Bild: Michael Safran

Zunächst spielte das Minnesota Orchestra unter Eiji Oue auf und gab einige Stücke aus dem Referenzalbum „Exotic Dances from the Opera“ (Reference Recordings) zum besten. Und wie fein differenziert die ORKANS hier arbeiteten, wie sie Flöten sublim herausstechen ließen, wie viel Holz sie den Bässen und Cellos gaben – das war überragend. Bei Frederick Fenells Einspielung des „Trittico“ aus dem gleichnamigen Album (Reference Recordings) ließ die Kraft der Orkans in der Suboktave zwar extrem nach, aber glänzendes Blech fand sich gar überall. Und wie viel Kraft, wie viel Energie dieser Steinway-Flügel von Chie Ishii hatte („Berlin Affair“, Organum), das hatte einfach Klasse!

Das Klavier und sein Klang waren überhaupt eine große Stärke der Quadrals. Marcin Wasilewskis Intro auf Manu Katchés „November ´99“ (aus „Neighbourhood“, ECM) geriet zum Fest der 88 Tasten. Die Becken von Katché Drumset glänzten in faszinierenden Metallfarben, doch gerade hier im Jazz machte sich der Eindruck breit, dass sie durchaus vorlaut waren, sich zu sehr in den Vordergrund spielten. Cannonball Adderleys Album „Know what I mean“ (Riverside) ist eine herausragende Aufnahme der 1960er und Bill Evans Klavier erklang so kompakt wie charaktervoll, doch die Hi-Hats drängelten sich zu sehr nach vorne. Dies war bei Miles Davis („Kind of Blue“; Columbia) nicht anders wie bei Herbie Hancock („Maiden Voyage“, Blue Note). Diese Musik ist nicht perfekt aufgenommen, sie hat die Patina ihrer Zeit an sich. Doch die quadral-Lautsprecher mochten sich damit nicht abgeben. Sie liebten natürliche und vor allem perfekt aufgezeichnete Musik weitgehend ohne große Nachbearbeitungen und ohne Frequenzgangmanipulationen im Tieftonbereich. Hier gaben sie sich nahezu unschlagbar und verwiesen meine Dalis mit leichter Hand in die Ecke.

Fazit: Die quadral ORKAN ist ein edler, eleganter und dennoch wohnraumfreundlich erscheinender Standlautsprecher in überragendem Hochglanzfinish. Ihr fehlendes Zubehör, eine arg allgemein gehaltene Anleitung und die etwas schlicht anmutenden Kabelklemmen macht sie mit einfachem und unkritischem Aufstellungsverhalten wett.

Aufgrund ihrer im Bass etwas sehr schlanken Abstimmung und ihrer doch auffälligen Betonung der Höhen- und höheren Mittellagen ist sie für Hörer von tieftonlastigem Pop, Rock und Black oder gar elektronischer Musik weniger die richtige Box. Vor allem für Liebhaber von Klassik und natürlich aufgezeichneter Musik ist sie allerdings das perfekte Wiedergabemedium. Ihre im Hochton so pedantische wie enorm flinke Art macht sie zur ersten Wahl für detailversessene Audiophile und Liebhaber akustischer Instrumente.

Jetzt ansehen: Die quadral-Community-Tests in Bildern

Du möchtest wissen, was die anderen fünf teilnehmenden Community-Mitglieder zu sagen hatten? Dann besuche einfach unsere Community-Testübersicht zu den High End-Lautsprechern AURUM GAMMA und ORKAN von quadral!

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