Dali IO-12 im Test: Genialer Klang und edler Look

Dali schafft bei seinen Lautsprechern den Spagat von den preiswerten Einstiegsmodellen der Spektor-Serie – die startet bei 250 Euro – bis hin zur Luxusklasse mit der Dali Kore für 90.000 Euro. Gelingt den Dänen dieses Kunststück auch bei den Kopfhörern? Ist der neue Edelhörer IO-12 seine 1.000 Euro wert? Wir verraten es euch in diesem Test.

Den Dali IO-12 gibt es jetzt bei HiFi Klubben:

Insgesamt gibt es aktuell bei Dali zwölf Lautsprecher-Serien. Dazu kommen noch Sondermodelle, Bluetooth-Speaker und Subwoofer. Bei den Kopfhörern wird es deutlich übersichtlicher. Das ist keine Überraschung, denn Dali stieg erst vor rund fünf Jahren mit dem IO-4 in den Kopfhörermarkt ein. Dem folgte der Noise-Cancelling-Kopfhörer Dali IO-6. Vom Erfolg der ersten Modelle beflügelt, präsentiert Dali nun das Spitzenmodell IO-12. Der Sprung vom IO-6 für 329 Euro zum IO-12 für 999 Euro fällt jedoch heftig aus. Um so mehr waren wir deshalb neugierig, wie ich der Dali IO-12 in dieser Preisklasse gegen bockstarke Mitbewerber wie den Mark Levinson No 5909, Bowers & Wilkins Px8 und Focal Bathys schlägt.

Als ANC-Kopfhörer sieht sich der Dali IO-12 starker Konkurrenz gegenüber. Wir haben alle wichtigen Modelle getestet, die Ergebnisse findest du in unserer Bestenliste:

Der Dali IO-12 im Detail

Schon beim Auspacken merken wir, dass es sich um ein höherpreisiges Produkt handelt. Die edle, schwarze Pappschachtel mit Goldaufdruck wirkt hochwertig. Der Hörer liegt in einer Form aus verdichteter Pappe, auf Plastik wurde hier bewusst verzichtet. Eine Etage tiefer in der Schachtel finden wir ein sehr stabiles Case aus Textil und Leder. In verschiedenen Fächern befinden sich diverse Kabel und ein Adapter mit Doppel-Klinkenstecker für das On-Bord-Entertainment im Flugzeug.

Das USB-C-Kabel misst 120 Zentimeter, ebenso wie das Klinkenkabel für den analogen Betrieb. Letzteres ist auch einer 300 Zentimeter langen Ausführung enthalten. Damit kannst du den Kopfhörer zum Beispiel bequem zu Hause an deinem Kopfhörer-Verstärker betreiben. Einen Adapter von 3,5 Millimeter auf 6,3 Millimeter Klinke findet sich ebenfalls im Zubehör.

Der Dali IO-12 legt einen sehr eleganten Auftritt hin: Du findest hier einen feinen Materialmix aus weichem Leder, hochwertigen Kunststoffen und Metall. Die Farbe nennt Dali Dark Chocolate. Dabei handelt es sich um ein sehr dunkles Braun mit gold-bronzefarbenen Akzenten. Die Oberflächen an den Außenseiten wirken sehr elegant und erfüllen an der rechten Muschel auch einen Zweck. Dort kannst du per Berührungsgeste die Wiedergabe steuern und Anrufe annehmen. Die Lautstärkeregelung erfolgt nach dem gleichen Prinzip am äußeren Ring.

Alle anderen Bedienelemente befinden sich wie die USB-Buchse ebenfalls an der rechten Muschel, an der linken Muschel ist der Eingang für das 3,5-Millimeter-Klinkenkabel untergebracht.
Falls Schoko-Braun nicht zu deinen Lieblingsfarben zählt oder du vegan lebst, bietet dir Dali keine Alternativen. Den IO-12 bekommst du nur in dieser einer Ausführung. Andere Farben oder eine Version ohne Leder gibt es nicht.

Von Lautsprechern entliehene Technik

Zwei Dali-eigene Entwicklungen aus dem Lautsprecher-Bereich finden sixch auch in den dynamischen Treibern des IO-12. Zum einen arbeitet hier ein SMC-Magnetsystem. SMC steht für Soft Magnetic Composite. Dabei handelt es sich um ein feinkörniges magnetisches Pulver, dass in die benötigte Form gepresst wurde. Es soll viel unerwünschte Effekte wie Wirbelströme unterbinden und so für einen verzerrungsfreien Klang sorgen.

Zum anderen bestehen die 50 Millimeter messenden Membranen aus Papierfasern. Das gleiche Membran-Material findest du bei vielen Dali-Lautsprechern.
Die Ähnlichkeit beim Antrieb und bei den Membranen zu den eigenen Lautsprechern ist kein Zufall. Der Dali IO-12 soll wie ein Lautsprecher von Dali klingen. Ob das gelingt, zeigt unser Hörtest.

So klingt der Dali IO-12

Wir starten den Hörtest mit einem alten Bekannten, La Grange von ZZ Top als Remaster von 2005. Gleich in den ersten Sekunden offenbart der Dali seine luftige und detailreiche Wiedergabe. Die räumliche Positionierung ist exakt ortbar. Die Stimmfarbe wirkt authentisch, der Bass fein dosiert. Fast haben wir das Gefühl, ein offenes Modell zu tragen, aber der Dali IO-12 ist ein geschlossener Kopfhörer. Der Song wird authentisch und mitreißend wiedergegeben.

Die Großmeister des Progressive-Art-Rock, The Pineapple Thief, haben wieder zugeschlagen und brachten Anfang des Jahres mit It Leads To This ihr 14. Album an den Start. Die teils filigran wirkenden Songs bringt der Dali IO-12 so überzeugend ans Ohr, dass der Kopfhörer mehr und mehr in den Hintergrund verschwindet und nur noch die Musik bleibt. Gavin Harrison ist ein begnadeter Schlagzeuger und spielte schon bei King Crimson und Porcupine Tree.

Seine Arbeit leistet einen entscheidenden Beitrag zu der musikalischen Dichte der acht Songs. Der IO-12 arbeitet die Feinheiten des Schlagzeugs so brillant heraus, dass es eine Wonne ist. Egal durch welches Genre wir uns hören, ob Jazz, Rock oder Klassik, der Dali kann mit seiner natürlichen Wiedergabe überzeugen und verzichtet auf jegliche Effekthascherei.

Auch wenn der IO-12 in der Einstellung HiFi etwas zurückhalten mit den tiefen Tönen umgeht, war es immer ausreichend. Falls du jedoch hauptsächlich bassgeladene Musik hörst, kannst du den Bass-Modus ausprobieren.

Einfache Bedienung ohne App

Über eine App der Dali IO-12 brauchen wir nicht viele Worte verlieren, denn es gibt keine. Das ist ungewöhnlich – nicht nur in dieser Preisklasse. Alle Einstellungen werden direkt am Kopfhörer vorgenommen. Dazu gibt es den Ein/Aus-Taster, mit dem du durch längeres Drücken den Kopfhörer in den Pairing-Modus versetzt. Ein weiterer Taster daneben schaltet zwischen zwei Klangmodi um, HiFi und Bass. Wie der Name schon verrät, werden beim Modus Bass die tiefen Töne etwas angehoben. Auf eine personalisierte Klangregelung musst du beim IO-12 verzichten.

Der dritte Taster, der etwas weiter von den anderen entfernt ist, um Fehlbedienung zu vermeiden, steuert das ANC. Hier hast du die Wahl zwischen eingeschaltetem ANC, ausgeschaltetem ANC und einem Transparenzmodus. Eine Möglichkeit, die Stärke der Geräuschunterdrückung zu regeln, gibt es nicht. In einer Vertiefung befindet sich ein Reset-Knopf, um den Kopfhörer zurückzusetzen. Zwei kleine LEDs geben Auskunft über Bluetooth-Kopplung und Ladezustand.

Exzellente Connectivity

Drahtlos funkt der IO-12 über den Bluetooth-Standard 5.2. Der ganz aktuelle Standard 5.4 spielt zwar noch kaum eine Rolle spielt, doch viele Mitbewerber sind bereits mit Bluetooth 5.3 ausgestattet, was etwas schneller und effizienter arbeitet. An Bluetooth-Codecs bietet der IO-12 AAC, aptX, aptX HD und aptX Adaptive. Damit deckt der Kopfhörer einen Großteil der realistischen Bluetooth-Szenarien ab. Nur die eher exotischen Codecs LDAC und SCL6 fehlen in der Liste.

Die USB-C-Buchse dient nicht nur zum Laden des internen Akkus, du kannst darüber auch Musik vom Laptop oderPC abspielen. Das funktioniert in der Praxis einwandfrei, wir haben zum Test ein MacBook Pro M1 Pro verwendet. Dabei kommt der Dali-Hörer auch mit Highres bis zu einer Auflösung von 24 Bit bei 96 kHz klar. Das ANC und die beiden Klangmodi stehen übrigens auch im USB-Betrieb zur Verfügung.

Möchtest du eine Quelle verwenden, die weder Bluetooth noch USB bietet, geht das auch über das klassische Klinkenkabel. Wie bereits erwähnt, liegt das entsprechende Kabel in zwei Längen bei und vor allem das 3 Meter lange Kabel bietet etwas Bewegungsfreiheit.

Die Wiedergabe funktioniert beim Dali IO-12 auch, wenn der Akku mal leer sein sollte oder du den Kopfhörer ausschalten möchtest. Dann musst du nur auf ANC und Klangmodi verzichten.

ANC: Nicht das Stärkste am Markt

Die aktive Geräuschunterdrückung arbeitet ordentlich und profitiert von der guten passiven Dämmung. Es gibt aber ANC-Kopfhörer, deren aktive Geräuschunterdrückung wirkungsvoller als die des IO-12 arbeitet. Mit dem Transparenzmodus kannst du deine Umgebung – inklusive Richtungshören – weiterhin wahrnehmen. Egal, welchen Modus du beim ANC wählst, der Klang bleibt davon unbeeinflusst und alle Modi arbeiten rauschfrei.

Nettes Detail: Jedes Ein- oder Umschalten einer Funktion wird von einer angenehmen Stimme in englischer Sprache bestätigt. Dali hat diese kurzen Sprachsequenzen extra von einem Schauspieler einsprechen lassen.

Dali IO-12: Top-Telefonie

Wie die meisten Bluetooth-Kopfhörer kannst du auch den Dali IO-12 zum Telefonieren nutzen. Das funktioniert in der Praxis in beide Richtungen sehr gut. Mitverantwortlich zeichnet hier der starke Transparenzmodus, der dich deine eigene Stimme und die Umgebung während eines Telefonats gut hören lässt. So gute Telefonie-Eigenschaften haben wir bei einem geschlossenen Kopfhörer selten erlebt.

Akkuleistung: Kopfhörer mit Ausdauer

Du könntest mit dem Dali IO-12 35 Stunden Musik am Stück hören, bevor dem Kopfhörer die Puste ausgeht. Das ist wirklich ein guter Wert. Mit aktivierter Geräuschkontrolle sind es immerhin noch respektable 30 Stunden. Und sollte doch mal unterwegs der Saft ausgehen, kannst du den Kopfhörer via USB nachladen und dabei weiter deine Musik hören – das kann nicht jeder Kopfhörer.

Zu der langen Akkulaufzeit gesellt sich ein ausgesprochen hoher Tragkomfort. Die üppig dimensionierten Hörmuscheln, gepaart mit den anschmiegsamen Polstern aus weichem Leder, garantieren ein stundenlanges Hörvergnügen.

Unser Fazit zum Dali IO-12

Das Konzept von Dali geht auf. Der natürliche Klang, der hohe Tragekomfort und die edle Anmutung des IO-12 haben uns überzeugt. Die Bedienung ist intuitiv und erspart den Blick ins Handbuch. Gute Features wie das Nachladen des Akkus während des Betriebs und die Möglichkeit, bei leerem Akku per Klinkenkabel zu hören, machen den Kopfhörer sehr flexibel. Der IO-12 ist jedoch nicht klappbar und das Case fällt für die Aktentasche oder den Tagesrucksack recht groß aus.

Der 1.000-Euro-Kopfhörer fühlt sich in den heimischen vier Wänden wohler als auf der Straße oder in der U-Bahn. Dafür spricht auch das – im Vergleich zu Mitbewerbern – nur mittelmäßige ANC. Weitere Farbvarianten wäre noch wünschenswert, und eine App mit Einstellungen für Klang und andere Dinge sollte bei einem Bluetooth-Kopfhörer heute auch nichgt mehr fehlen. Wenn du jedoch einfach nur richtig gut Musik hören und dich ohnehin nicht mit weiteren Einstellungen herumschlagen willst, ist der Dali IO-12 eine echte Alternative im Kopfhörer-Einerlei.

Hier kannst du die Dali IO-12 jetzt schon kaufen:

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