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RGB-Mini-LED und Micro-RGB: Neue TV-Technologien attackieren den Thron

Ist RGB-Mini-LED der nächste große Schritt der TV-Entwicklung? Erfahre hier, was du von künftigen RGB-Mini-LED-TVs erwarten könntest, und ob OLED wegen RGB-LEDs bald einpacken kann.
RGB-Mini-LED-Fernseher Technik erklärt

Der Wettlauf um die besten und knackigsten Bilder geht in die nächste Runde. Kaum sind die neuen OLEDs mit besonders hoher Helligkeit und extra großem Farbraum da, kündigen schon mehrere Hersteller Fernseher mit neuen RGB-Mini-LED-Technologien an, welche die OLEDs vom Thron stoßen sollen. Sind sie damit tatsächlich auf der Überholspur? Was die neue Bildschirmtechnik besser kann als OLED und worüber sie trotzdem stolpern könnte, zeigen wir dir hier.

Die TV-Neuheiten, die wir im nächsten Jahr auf dem Markt erwarten, heißen je nach Art und Hersteller verschieden. Etwa RGB-Mini-LED bei Hisense, RGB-Micro-LED oder Micro RGB bei Samsung und einfach RGB-LED bei Sony. Bei allen Unterschieden haben diese neuartigen Fernseher gemeinsam, dass sie alle ein LCD-Panel und eine Art RGB-LED-Beleuchtung verwenden. Sie alle basieren somit auf dem bekannten Konzept der Mini-LED-Fernseher, das wir von Topmodellen wie dem Sony Bravia 9, den Topmodellen von Hisense und TCL und Neo-QLED-TVs von Samsung kennen – allesamt sind diese gleichzeitig bei den besten QLED-Fernsehern vertreten.

Neue Backlights für Mini-LED-TVs, die OLEDs blass aussehen lassen

  • Besseres Local Dimming für Mini-LED-TVs
  • Farbiges Backlight passend zum Bildinhalt
  • Größeres Farbvolumen, BT.2020-Farbraum
  • Energiesparende Technik für XXL-Fernseher

RGB-Mini-LED, RGB-Micro-LED und Sonys RGB-LED sind also neue Hintergrundbeleuchtungen, auch Backlights genannt, für Flüssigkristall-Bildschirme, sprich LCDs. Im Grunde geht es bei den neuen RGB-LED-Varianten um eine drastische Verbesserung der Mini-LED-Backlights mit handfesten Vorteilen gegenüber der bisherigen Mini-LED-Technik. Und sogar teilweise gegenüber OLED-Fernsehern. Denn RGB-LED- und RGB-Mini-/ Micro-LED-Fernseher können hellere und farbstärkere Bilder als alle bisherigen TV-Bildschirme darstellen. Dazu sollen sie sich besser für große Bilder ab 90 Zoll Diagonale eignen.

Hisense auf IFA
Hisense gehört zu den Pionieren der Mini-RGB-Fernseher und zeigte diesen 116-Zoll-TV auf der IFA 2025.

Vorteil 1: Kleinere LEDs für mehr Dimmingzonen und Kontrast

Im Vergleich zu den bekannten Mini-LED-Fernsehern hat die neue RGB-Licht-Technik sehr viel kleinere Leuchtdioden. Damit lassen sich tausende einzeln gesteuerter Dimming-Zonen im Fernseher realisieren und viel mehr LED als je zuvor hinter einem LCD-Panel einbauen. Das steigert die Helligkeit und den Kontrast. Und es erlaubt eine noch genauere Abstimmung der LED-Helligkeit in einzelnen kleinen Bildpartien. Willkommener Nebeneffekt: Der Kontrastverlust aus seitlichen Winkeln wird vermindert. Oder anders gesagt: Der Betrachtungswinkel ist bei höherem Kontrast besser.

Das Backlight leuchtet im Betrieb wie ein vereinfachtes, grob gerastertes Abbild des Bildinhaltes. Damit ist klar, dass jede RGB-Mini-LED gleichzeitig mehrere Hundert Pixel beleuchtet. Auf der IFA 2025 haben wir einige Technik-Demos in Augenschein nehmen können. Wenn zum Beispiel in einem über 100 Zoll großen 4K-Bildschirm 20.000 Mini-RGB-LEDs leuchteten, dann kämen auf eine RGB-Leuchtdiode rechnerisch 415 Pixel.

Wir wissen es noch nicht genau, aber wir vermuten, dass eine Dimming-Zone in einem RGB-Mini-LED-TV auch aus vier oder fünf RGB-Dioden bestehen könnte.

Mini-LED und RGB-LED Größenvergleich
Backlight-LEDs im Größenvergleich bei Samsung: Klassisches Direct-LED-Backlight, modernes Mini-LED und das neue RGB-LED in Micro-Größe.

An den punktgenauen Kontrast von OLED mit selbstleuchtenden Pixeln wird folglich auch diese Technik nicht völlig herankommen, aber ihr technisches Potenzial ist erkennbar groß.

Vorteil 2: RGB-LED macht Blooming bunt

Dazu leuchten diese RGB-Dioden je nach Bildinhalt in bunten Farben. Der Vorteil ist bestechend: Mit einer entsprechenden Ansteuerung nimmt das Backlight eine zum TV-Bild passende Farbe an. Auf diese Art kann jede Dimming-Zone anders farbig leuchten, damit der Fußballrasen grünes Licht vom Backlight bekommt und ein sonniger Himmel über dem Meer blaues. Das steigert den Farbkontrast im Bild.

Nur, was ist mit dem weißen Ball, der über den grünen Rasen rollt oder der gleißenden Sonne am blauen Himmel? Mit einem durchgehenden Grün oder Blau im Backlight würden sie sich zwangsläufig falsch einfärben. Die Hersteller versichern uns aber, dass so etwas nicht passieren wird. Vielmehr soll das RGB-Backlight dort, wo Sonne und Himmel, Ball und Gras oder andere kritische Details aufeinandertreffen, neutral in seiner Farbe sein.

Richtig stark ist, was das RGB-Backlight mit seinen vielen kleinen Zonen in dunklen Szenen leistet, weil das gefürchtete „Blooming“ nicht mehr stört. Wie kann das sein?

Wenn etwa in pechschwarzer Nacht Rücklichter von Fahrzeugen auftauchen, erscheinen sie bei herkömmlichen Mini-LEDs mit weißem Backlight schwächer als bei OLED. Und dabei bildet sich oft ein blasser Schimmer um sie herum: Der sogenannte Blooming-Effekt weicht das Schwarz der Nacht um die Lichter auf. Mit RGB-Mini-LED leuchtet das Hintergrundlicht hinter den Rücklichtern rot, die Farbe wird intensiver und der Blooming-Effekt wirkt auf einmal natürlich und stört nicht mehr.

Vorteil 3: Voller BT.2020-Farbraum – aber ist das wirklich ein echter Vorteil?

Die Grafiken, die uns die Hersteller von RGB-Mini-LED und RGB-LED präsentieren, sind wahrhaft beeindruckend, wenn es um das Farbvolumen geht. RGB-LED kann den größten HDR-Farbraum vollkommen erfassen und die intensivsten Farben noch heller leuchten lassen, ohne dass diese verblassen.

Gegenüber RGB-Mini-LED, Micro-RGB und Co. sieht das Farbvolumen eines herkömmlichen OLED-TV auf dem Papier schon ziemlich mickrig aus. Und ehrlich gesagt haben wir nie satte Rot- oder Grüntöne derart knallig-intensiv leuchten sehen, wie auf einem Micro-RGB-TV, den wir auf der IFA 2025 gezeigt bekamen.

Das dicke Fragezeichen bleibt aber, ob wir denn einen so viel größeren Farbraum brauchen, wenn wir gute Filme in der besten Qualität sehen möchten. Die Antwort ist leider (oder zum Glück) nein. Kein Hollywood- oder Bollywood-Film oder Streaming-Dienst erfordert solch ein Farbvolumen. Animationsfilme und Gaming könnten hier Vorreiter werden. Zudem ist es kein Nachteil, wenn es Display mehr Farbumfang hat als es für eine akkurate Filmwiedergabe benötigt, solange es die Originalfarben des Films nicht durch buntere und knalligere ersetzt.

Farbvolumen Vergleich TV-Technik
Sony zeigte auf der IFA, dass das neue RGB-Farbvolumen ein Vielfaches von OLED und QLED ist. | Bild: Sony

Vorteil 4: Bessere Effizienz für Großbild-TV

Mit RGB-Leuchtdioden lässt sich Strom sparen und gleichzeitig die Leuchtkraft steigern. Denn wenn eine RGB-LED in einer bunten Farbe leuchtet, benötigen einzelne RGB-Elemente in ihr keinen oder nur wenig Strom. Als Beispiel nehmen wir die Farbe Orange: das rote Element leuchtet stark und das grüne Element schwächer, Blau ist aber aus. Die gesparte Energie, die vom Blau nicht aufgenommen wird, kann der Fernseher zur Verstärkung von Farben an anderer Stelle nutzen.

Bei einem herkömmlichen QLED-TV hätte das Backlight immer gleichbleibende Anteile von Rot, Grün und Blau, der Energiehunger ändert sich also höchstens durch die Helligkeit. Die Flüssigkristalle im Pixel müssen das Blau aus dem Backlight abschotten und Grün drosseln, damit ein Bildpunkt orange wird. Besonders große Fernseher sollen so auch auf der Stromrechnung gut dastehen. Welche Leistungsaufnahme bei der großen Anzahl von LED tatsächlich zusammen kommt, werden wir testen!

Übereinstimmend erklären Hersteller, dass die neue RGB-Bildtechnik vor allem für die Produktion von XXL-Fernseher ab 100 Zoll Diagonale interessant ist. Hier hängen die Neulinge die bekannten OLED-Displays ab, weil OLED jenseits von 77 Zoll teuer und selten ist. Und OLED über 98 Zoll faktisch nicht existiert.

RGB-LED, Micro RGB und Mini-RGB-LED – alles dasselbe?

  • Backlight-LEDs aus Rot, Grün, Blau
  • Unterschiedliche Bauformen von RGB-Dioden
  • Kein „Micro-LED“

Jein. Denn es gibt schon Unterschiede zwischen RGB-LED, Micro RGB und Mini-RGB-LED, auch wenn das technische Prinzip dasselbe ist.

Micro-LED vs. RGB-LED

Wenn das nicht verwirrend ist! Die Bildwand „the Wall“ und der 150.000 Euro teure Micro-LED-TV MNA110MS1AC von Samsung haben winzige Leuchtdioden in den TV-Farben Rot, Grün und Blau, kurz RGB. Jedes Pixel besteht hierbei aus drei Dioden, jeweils eine rote, grüne und blaue. Das sind die klassischen Micro-LED. Hier arbeiten selbstleuchtende Pixel, die mit mehr Power als OLED auftrumpfen. Für normale Kunden nicht greifbar, sind sie für professionelle Anwendungen gedacht, wie Videowände in Filmstudios.

Micro LED Samsung
„The one and only“ stand auf der IFA am Micro-LED-TV von Samsung, der im Gegensatz zu Samsungs „Micro-RGB“ selbstleuchtende Pixel aus roten, grünen und blauen Dioden hat.

Und nun kommen neue Fernseher mit RGB-LEDs, die aber nicht in den Pixeln sitzen, sondern dahinter. Die Pixel sind und bleiben LCD-Pixel mit Flüssigkristallen, „nur“ das Hintergrundlicht besteht aus RGB-Leuchtdioden. Alle neu angekündigten RGB-LED-Displays besitzen eine Art von RGB-LED-Backlight mit neuen, winzigen Leuchtdioden.

Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Mini-RGB-Displays

Bei Hisense heißt es RGB Mini LED, bei Sony schlicht und einfach RGB-LED und bei Samsung Micro RGB. Im Grunde handelt es sich um nichts anderes als die Mini-LED-TVs der nächsten Generation – mit neuen Chips und neuen Leuchtdioden.

Das ganze ist aber nicht zu verwechseln mit den Micro-LED-Panels für Videowände in Filmstudios, deren Pixel jeweils aus einer roten; grünen und blauen Micro-LED zusammengesetzt sind.

Die neuartigen TV-Bildschirme sind LCDs mit Mini-LED-Beleuchtung. Das Neue sind deren Leuchtdioden aus Rot, Grün und Blau. Die Unterschiede zwischen den Fabrikaten stecken in der verwendeten LED-Technik und den Feinheiten des Local Dimming.

Samsung ist stolz darauf, Dioden zu haben, die kleiner als 100 Mikrometer sind und nennt es daher kurz und knapp Micro RGB oder ausführlich Micro-sized RGB Color Backlight.

Sony dagegen legt den Fokus nur auf RGB und sagt weder „Mini“ noch „Micro“, sondern einfach RGB-LED. Das trifft den Kern der neuen Backlight-Technik exakt und läuft weniger Gefahr, mit Micro-LED in einen Topf geworfen zu werden.

Außer den Micro-RGB-Dioden, die Samsung einsetzt, gibt es RGB-LEDs, die anders aufgebaut und etwas größer sein werden. Im Endeffekt werden aber unsere Tests im HIFI.DE‑TV‑Labor zeigen, was welche Fernseher leisten. Entscheidend ist, wie das sichtbare Bild vor allem bei HDR-Inhalten von der neuen Technik profitiert.

Bessere Farben?

Das RGB-LED-Licht hat den Vorteil, dass die einzelnen Dioden in Rot, Grün und Blau sehr reine Farben abstrahlen und damit ein größeres Farbvolumen erzeugen. Fachleute sprechen von einer vollständigen Abdeckung des BT-2020-Farbraumes, was sonst allenfalls mit Laserlicht zu erreichen wäre.

Ist das besser, weil es mehr ist? Wenn dein TV-Bild so bunt sein soll, wie es nur geht, dann ist RGB-LED-Backlight das Beste für dich, spätestens wenn du den Lebendig- oder Dynamik-Bildmodus nutzt.

Aber die Aussage eines Herstellers über seinen 115-Zoll Fernseher mit RGB-Backlight, die BT.2020-Abdeckung „bedeutet, dass unsere Beleuchtung noch realistischere und lebendigere Farben erzeugt“, ist aus unserer Sicht höchstens halb wahr. Und zwar, weil die realistischen Farben im Filmmaker-Modus jetzt schon bei seinen Topmodellen ganz ohne Micro-RGB & Co. fast perfekt sind und weil die lebendigen HDR-Farben unrealistisch werden, wenn der Fernseher sie mit vollem BT.2020-Farbumfang abspielt.

Cineast:innen und Heimkino-Fans befürchten, dass die bunten Farben völlig übertrieben dargestellt werden. So etwas haben wir tatsächlich schon auf Vorführungen von RGB-Mini-LED gezeigt bekommen. Ein bunter Kolibri hatte dabei so stark leuchtendes Gefieder, dass es aussah, als wäre der Vogel von innen her beleuchtet, wie eine Art flatternde Laterne. Nicht alles, was die neue Technik kann, ist also gut im Sinne realistischer Bildqualität. Wir gehen allerdings davon aus, dass auch die kommenden Mini-RGB-LED-Fernseher einen Kino- oder Filmmaker-Modus für natürlich wirkende Bilder haben werden. So ist das knallbunte Bild eine Möglichkeit, die du abschalten oder korrigieren kannst – und damit kein Nachteil.

Ist OLED wegen RGB-Technik bald tot?

Klares Nein. OLED sind von den neuen RGB-LED-LCD-Fernsehern schon deshalb nicht bedroht, weil die Technik wohl hauptsächlich ab 90 Zoll aufwärts auf den Markt kommen wird. OLED-Spitzenmodelle sind dagegen in allen gängigen Größen zu bezahlbaren Preisen erhältlich. Und sie erreichen eine so hohe Bildqualität, dass sie von Filmschaffenden in Deutschland und Hollywood-Studios als zusätzliche Monitore genutzt werden.

RBG-Backlights mit Mini- oder Micro-LED sind in jedem Fall eine bedeutende Innovation mit vielen Vorteilen für XXL-Fernseher, die hervorragende Bildqualität auf extra großen Mattscheiben verspricht. Ob die Fernseher alles halten, was die Technologie verspricht, werden wir im TV-Labor testen.

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