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DTS – Alles, was du wissen musst

DTS konkurriert als Tonformat am schärfsten mit Dolby Digital. Wir verraten dir in diesem Beitrag alles, was du über DTS wissen solltest.
DTS steht für vielfältige Klangoptionen. Bild: Dali

DTS ist ein Tonformat, das zu DVD-Zeiten seine Hochphase erlebte. Die Abkürzung stand früher auch für „Digital Theater Systems“. Doch dahinter verbirgt sich nicht nur ein Tonformat, sondern auch ein Unternehmen – ähnlich wie bei Dolby, mit dessen Format Dolby Digital sich DTS messen muss. Mittlerweile gehört die Firma allerdings zum übergeordneten Konzern Xperi. Letztere stehen auch hinter TiVo, einem in den USA beliebten, digitalen Aufzeichnungssystem. Als erster Kinofilm nutzte im Übrigen bereits Steven Spielbergs Jurassic Park im Jahr 1993 DTS. Im Heimkino hielt das Format allerdings erst 1996 Einzug.

DTS: Verwendung und Vorteile

Während Dolby Digital in aller Munde ist und bei zahlreichen Streaming-Anbietern Verwendung findet, ist DTS nach dem Ende der DVD-Ära zunehmend in eine Nische abgerutscht. Zwar kommt das Format weiterhin auch für Blu-rays zum Einsatz, konnte bisher aber im Streaming-Markt kaum Fuß fassen. Dabei ist der Verwendungszweck nahezu identisch. Genau wie Dolby Digital ist DTS ein Tonformat für Mehrkanal-Sound. Beide Formate nutzen komprimierte Audiodaten, sind also verlustbehaftet.

DTS kann im Heimkino für sowohl Stereo- als auch Surround-Sound sorgen.
DTS kann im Heimkino für sowohl Stereo- als auch Surround-Sound sorgen. | Bild: Nubert

Allerdings hat DTS gegenüber Dolby Digital potenziell technische Vorteile. Denn es sind höhere Datenraten möglich. Ob sich das in der Praxis aber tatsächlich in besserem Klang niederschlägt, hängt noch von weiteren Faktoren ab. So spielt neben der Abmischung an sich auch noch dein Equipment eine entscheidende Rolle. Mit dem Format sind dabei grundsätzlich Spuren in Mono, Stereo oder auch Surround-Sound bis zu 5.1 möglich.

Höhere Bitraten als Dolby Digital

Im Heimkino gibt es von DTS mehrere Varianten. Zu DVD-Zeiten dominierte das verlustbehaftete Standard-Format, das dir Bitraten von bis zu 1,5 Mbit/s (Mbits pro Sekunde) für 5.1-Klang offeriert. Dolby Digital kann hier nicht mithalten und erreicht typischerweise 384 bis 640 kbps (Kilobits pro Sekunde) für ebenfalls 5.1-Surround-Sound.

Hört sich ganz einfach an: DTS hat viel höhere Bitraten, also muss es besser sein. So einfach ist es jedoch leider nicht. Denn Dolby selbst behauptet standfest, dass die eigene Kompression schlichtweg effizienter sei. Dolby Digital könne klanglich mithalten, sei aber sparsamer. Streaming-Anbieter wie Netflix konnte man davon überzeugen, denn sie setzen weitgehend auf Dolby Digital Plus. Dieses Format ist besonders effizient, aber stärker komprimiert und begnügt sich mit 192 bis 256 kbps.

Wie du den Klang am Ende wahrnimmst, hängt nicht zuletzt stark von deinem Equipment ab.
Wie du den Klang am Ende wahrnimmst, hängt nicht zuletzt stark von deinem Equipment ab. | Bild: Scott Major

Dolby proklamiert ebenfalls, dass Dolby Digital den besseren Signal-Rausch-Abstand liefere. Technisch gibt es also am Ende keinen so klaren Gewinner. Anders sieht es allerdings aus, wenn man auf die jeweiligen verlustfreien Nachfolgeformate blickt.

DTS-HD Master Audio: Verlustfreier Klang

Als die Blu-ray startete, verzweigte man sich in zwei Nachfolger. Einerseits war das DTS-HD High Resolution Audio. Auch hier lag ein verlustbehaftetes Tonformat vor, das aber die Bitrate von maximal 1,5 Mbit/s auf bis zu sechs Mbit/s steigert. DTS-HD HR ist jedoch selten zum Einsatz gekommen und mittlerweile in der Versenkung verschwunden. Der zweite Zweig, DTS-HD Master Audio, hat allerdings bis heute überdauert. Bei diesem verlustfreien Format sind bis zu 24,5 Mbit/s möglich. Damit sticht man erneut Dolby aus, denn deren TrueHD erreicht maximal 18 Mbps. DTS-HD Master Audio erlaubt bis zu 7.1-Surround-Sound mit 24-bit und 96 KHz – hier liegt Dolby TrueHD gleichauf.

Mit DTS und Dolby Digital ist 5.1-Sound möglich - mit DTS-HD-Master Audio und Dolby TrueHD auch 7.1-Sound.
Mit DTS und Dolby Digital ist 5.1-Sound möglich – mit DTS-HD-Master Audio und Dolby TrueHD auch 7.1-Sound. | Bild: Dolby.

DTS-HD Master Audio erfreute sich in der Blu-ray-Ära bei den Hollywood-Studios enormer Beliebtheit und konnte das Konkurrenzformat Dolby TrueHD weitgehend des Platzes verweisen. Dabei ist im Übrigen immer ein sogenannter „Core“ (Kern) vorhanden, der Standard-DTS beinhaltet. Dies sorgt dafür, dass das verlustbehaftete DTS-Format genutzt werden kann, wenn deine Anlage nicht fit für die verlustfreie Variante ist.

Der Gegenspieler von Dolby Atmos

Die fortgeschrittenste Variante ist derzeit DTS:X, ein 3D-Tonformat, das mit Dolby Atmos vergleichbar ist. Streng genommen sind weder Dolby Atmos noch DTS:X eigene Tonformate. Vielmehr sind beide nur Erweiterungen. So sorgen sie dafür, dass der Klang nicht kanal-, sondern objektbasiert verarbeitet wird. Im Tonstudio müssen sich die Techniker also nicht mehr auf 5.1- oder 7.1-Abmischungen festlegen. Stattdessen platzieren sie auf Wunsch Hunderte von Objekten im klanglichen Raum. Du kannst daher mit 3D-Tonspuren Lautsprecher-Set-ups mit beliebig vielen Lautsprechern ausreizen. Allerdings gibt dir dein AV-Receiver hier Grenzen vor. Maximal unterstützen selbst viele Flaggschiff-AVRs 9.2.4-Aufstellungen. Die besten AV-Receiver, die wir getestet haben, findest du hier:

DTS:X und Dolby Atmos erlauben es, Sound von oben wiederzugeben – durch Decken- oder Upfiring-Lautsprecher. Klassisches Beispiel: So hörst du Regentropfen von oben herunterprasseln oder einen Hubschrauber über deinem Kopf vorbeifliegen. Wichtig: Die verlustfreien Versionen der 3D-Soundformate gibt es nur auf Blu-rays oder Ultra HD Blu-rays. Alle Streaming-Anbieter setzen verlustbehaftete Varianten ein.

Mit DTS:X Pro hat Xperi außerdem eine Erweiterung von DTS:X vorgestellt. Im Grunde unterstützt man schlichtweg mehr Lautsprecher – bis zu 30.2-Sound (theoretisch). Auch hier setzen aber AV-Receiver Grenzen. Denon unterstützt beispielsweise mit aktuellen 8K-Modellen DTS:X Pro mit maximal 13 Kanälen. Nicht zu verwechseln ist DTS:X im Übrigen mit DTS Play-Fi. Letzteres bezeichnet ein herstellerübergreifendes Multiroom-System.

Das TV-Problem: Viele Fernseher können kein DTS verarbeiten

Warum hat DTS, wenn es doch technisch teilweise Dolby Digital überlegen scheint, mittlerweile so an Boden verloren? Das liegt an Veränderungen im Heimkino. Die meisten Menschen verzichten immer noch auf dedizierte AV-Receiver oder Soundbars, sondern nutzen die integrierten Lautsprecher ihres Fernsehers. Zwar können so gut wie alle Smart-TVs Dolby Digital verarbeiten, nur wenige sind jedoch für DTS gewappnet. Sagen wir also, Netflix würde weitgehend DTS nutzen, dein Smart-TV kann mit dem Tonformat jedoch nicht umgehen: Dann bleibt es bei dir still.

Da hat sich natürlich ein gewisses Henne-Ei-Problem ergeben. Würden mehr Streaming-Anbieter DTS einsetzen, hätten die TV-Hersteller ein größeres Interesse daran, es zu unterstützen – und umgekehrt. Aktuell möchte aber keiner so recht den Anfang machen. Lediglich Disney+ hat im Januar 2023 angekündigt, DTS noch im Jahresverlauf für seine Filme mit IMAX Enhanced einzubinden.

Doch auch hier gibt es wegen der Kompatibilitätsprobleme die Einschränkung, dass du zu Beginn den DTS-Ton für IMAX Enhanced nur auf zertifizierten Hisense- und Sony-Fernsehern nutzen kannst. Als Alternative solltest du einen kompatiblen AV-Receiver von etwa Denon, JBL und Marantz besitzen.

Der TV-Hersteller LG unterstützte übrigens noch mit seinen OLED-Fernsehern aus dem Jahrgang 2019 DTS, ließ das Format dann aber 2020, 2021 und 2022 komplett links liegen. Erst ab 2023 unterstützten wieder alle neuen OLED-TVs des Unternehmens, wie der LG G3 und LG C3, DTS. Auch gilt dies für LCD-Modelle ab der Reihe QNED85. Updates für ältere Modelle wird es jedoch nicht geben. Samsungs aktuelle Fernseher verzichten jedoch weiterhin auf DTS-Unterstützung, sodass das grundsätzliche Problem bestehen bleibt. Hier ist Dolby schlichtweg im Vorteil.

DTS vs. Dolby Digital: Was ist besser?

Vielleicht fragst du dich, was nun besser ist: DTS oder Dolby Digital? Bisher konntest du herauslesen: Ersteres erlaubt höhere Datenraten als Dolby Digital. Allerdings behauptet Dolby eben, dass dies keine Rolle spiele, weil das eigene Format effizienter arbeite. Entscheidender bleibt somit die Abmischung der Tonspur. Es kommt vor allem darauf an, wie viel Mühe sich die Verantwortlichen im Studio gegeben haben.

Selbiges gilt im Übrigen auch für die Nutzung von „Software-Tricks“. Beispielsweise kannst du mit DTS Virtual:X auch ohne ein komplexes Lautsprecher-System 3D-Sound simulieren. Dolbys Konter ist in diesem Fall die Dolby Atmos Height Virtualization. Ähnlich sieht es in Bezug auf Kopfhörer aus. Bietet Dolby hier Dolby Atmos for Headphones, so ist der direkte Kontrahent DTS Headphone:X.

Noch sieht es in der Praxis so aus, dass die Kompatibilität zu Dolby Digital breiter ist – sowohl in Sachen Hardware als auch bei den Inhalten. Wie man an den Beispielen LG und Disney sieht, könnte DTS hier aber möglicherweise in den nächsten Jahren Boden gutmachen. Zumal sich die beiden Rivalen mittlerweile auch im Automobil-Segment und entsprechenden Infotainment-Sytemen ausbreiten wollen. Hier beginnt der Kampf dann also von Neuem.

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