Bowers & Wilkins 603 S2 Anniversay Edition im Test: Wie klingt B&Ws günstigste Standbox?

Zweitausend Euro ist eine stattliche Summe für einen Lautsprecher. Doch bei Bowers & Wilkins geht es da mit Standlautsprechern erst los. Umso gespannter sind wir, wie sich die Bowers & Wilkins 603 S2 Anniversary Edition in unserem Test schlagen kann.

Bowers & Wilkins kann für sich beanspruchen, eine der berühmtesten Lautsprechermarken zu sein. Die Briten sorgen immer wieder mit Weiterentwicklungen ihrer altbewährten Lautsprecherserien für Furore, wie mit der Bowers & Wilkins 802 D4 oder unlängst der Bowers & Wilkins 703 S3. Die 600er-Serie in ihrer aktuellen Anniversary Edition bildet das untere Ende des Portfolios und fällt mit nur drei Modellen deutlich schmaler aus. Zwei Regallautsprecher und ein Center Speaker komplettieren die Serie.

Die Bowers & Wilkins 603 S2 AE findest du momentan bei HiFi-Klubben:

So klingt die Bowers & Wilkins 603 S2 Anniversary Edition

In unserer HIFI.DE-Redaktion konnten wir bereits die größere der beiden kleinen Schwestern der 603 S2 AE begrüßen. Die Bowers & Wilkins 606 S2 Anniversary Edition begeisterte uns damals mit einem erstaunlich präzisen und starken Bassbereich, der zusammen mit einer äußerst feinen Auflösung ein harmonisches Gesamtbild erzeugte. Jetzt stellt sich die weit größere Standbox 603 S2 AE der gleichen Herausforderung. Und kann in vielen Kategorien noch mal ordentlich zulegen.

Wie du dir sicher schon gedacht hast, kann ein Lautsprecher, der gleich zwei eigene Basstreiber hat, um einiges mehr Schallenergie in den Raum pumpen, als ein kleiner Regallautsprecher mit nur einem weit kleineren Tiefmitteltöner. Diese Vermutung bestätigt die 603 S2 AE direkt beim ersten Song: 3WW von alt-J lässt die Wände wackeln. So trocken und gefasst wie das klingt, kann die 603 es im Bassbereich fasst mit der B&W 703 S3 aufnehmen. Vielleicht ist sie sogar eine Spur direkter, wirft dir Beats mit mehr nach Nachdruck an den Kopf. Das macht viel Spaß, kann je nach Genre aber auch eine Spur übereifrig klingen.

Gut, dass sich die Stimmen und Instrumente deiner Lieblingsbands nicht hinter dieser massiven Basswand verstecken müssen. Mittel- und Hochtöner greifen hier Hand in Hand und tragen gesprochenes Wort überzeugend an dein Ohr. Dabei sorgt der entkoppelte Hochtöner für feine Details und stellt jedes Zungenschnalzen auf ein Podest. Marianne Faithfull kann steht mit ihrer Coverversion von The Crane Wife 2 in unserem Hörraum. Dabei tritt sie nicht ganz so weit aus den Lautsprechern heraus, wie sie es noch bei den B&W 703 S3 tat. Auch Nick Caves, der ihr in diesem Duett diskret zur Seite steht, lässt sich räumlich nicht mehr so gut von Faithfull trennen.

In den Höhen etwas übereifrig

Dennoch bekommt es die B&W 603 S2 AE hin, beiden Stimmen ihren markanten Charakter zu bewahren. Das ist etwas, was wir über die alte – und inzwischen ersetzte – Bowers & Wilkins 702 S2 nicht sagen konnten, trotz des doppelt so hohen Preises. Auf der anderen Seite der Medaille müssen wir der 603 S2 AE jedoch auch im Hochtonbereich eine gewisse Übereifrigkeit attestieren. Nicht immer und bei jedem Song, aber doch häufig setzt der Lautsprecher S-Lauten und hohen Details Spitzen auf, die nicht nötig wären. Die Fishhead Audio Resolution 2.6 FS konnte hier die Schere zwischen Hoch- und Mitteltonbereich besser schließen.

So zum Beispiel bei Lost for Words von Pink Floyd. Das Stück wird durch den Klang von hochhackigen Schuhe eingeleitet, die zielstrebig von links nach rechts zu einer Tür laufen. Laut fällt diese hinter der Person ins Schloss und lässt dich unbewusst zusammenzucken. Das metallische Einrasten klingt mit der 603 S2 AE etwas zu scharf, unterstreicht auf der anderen Seite aber auch den finalen Charakter dieser Aktion. Die Person kommt so schnell nicht wieder.

Während dieses Beispiel dem Standlautsprecher eine schöne und recht breite Stereobühne bescheinigt, kommt die Tiefenstaffelung nicht ganz hinter. Andrew Birds Gepfeife am Anfang von Sisyphus ist nicht so weit von den übrigen Instrumenten entfernt, wie wir es schon gehört haben. Dennoch bleibt die Bowers & Wilkins 603 S2 Anniversary Edition ein Lautsprecher mit knackigen Sound und vielen HiFi-Tugenden.

Stolzer Preis für guten Sound

Abschließend wird der Bowers & Wilkins 603 S2 AE ihre kleine Schwester zum Verhängnis. Die 606 S2 AE konnte uns in unserem Test mit ihrer souveränen Vorstellung bei relativ kleinem Preis vom Hocker reißen. Die 603 S2 kostet mit 2.000 Euro erheblich mehr, schafft aber nur im Bassbereich merkliche Verbesserungen. Das schmälert zwar nicht ihre Leistung, für das gleiche oder sogar etwas weniger Geld bekommst du jedoch auch Mitbewerber wie die Sonoro Grand Orchestra oder die bereits erwähnte Fishhead, die in der Summer zumindest nicht schlechter mit deiner Musik umgehen.

Nicht das Richtige für dich? In unserer Bestenliste findest du alle von uns getesteten Standlautsprecher:

Aufbau: Continuum-Membran und Alu-Hochtöner

Der 3-Wege-Lautsprecher hat eine Höhe von 105,5 Zentimetern inklusive Sockel. Sollte dir das zu hoch – oder zu breit – sein, kannst du den Sockel jedoch auch ignorieren und die mitgelieferten Spikes, bzw. Gummifüße direkt in die Unterseite der Box schrauben. In unserem Test haben wir uns für den schweren Sockel entschieden, der den Lautsprechern deutlich mehr Stabilität verleiht.

Die Schallwand bietet allen vier Treibern Platz. Auch der Hochtöner, der beim Pendant der 700er-Serie schon ein eigenes Gehäuse hat, sitzt im Lautsprecher. Seine Kalotte besteht aus Aluminium und soll erst jenseits von 38 kHz aufbrechen – also verzerren. Weit entfernt von jedem menschlich wahrnehmbaren Ton also.

Der Mitteltöner durchmisst 15 Zentimeter und profitiert, wie inzwischen alle Serien von Bowers & Wilkins, von der Continuum-Membran. Deren Bespannung aus speziellem Webstoff verspricht eine hohe Präzision bei Stimmen und Instrumenten. Für den nötigen Druck unten rum sind zwei Tieftöner mit 16,5 Zentimetern Durchmesser zuständig. Eine Bassreflexöffnung auf der Rückseite verstärkt deren Wirkung noch weiter.

Bowers & Wilkins 603 S2 Anniversary Edition im Praxis-Check

Der Bassport sorgt auch dafür, dass der Lautsprecher etwas mehr Abstand von der Rückwand braucht, als vergleichbare geschlossene Boxen. Steht die B&W 603 S2 AE zu nahe an den Wänden, kann die Reflexöffnung nicht mehr frei „atmen“. Als Resultat kann der Bassbereich gestaut und dumpf klingen. Generell profitieren so ziemlich alle Lautsprecher von einem Mindestabstand von allen Wänden.

Wie schon erwähnt liefert Bowers & Wilkins die 603 S2 sowohl mit Spikes, als auch mit gummierten Füßen aus. Die gummierten Füße haben den Vorteil, dass sie gnädiger zu deinem Fußboden sind, die Spikes bieten jedoch einen klanglichen Vorteil: Mit ihnen werden die Lautsprecher ideal am Boden angekoppelt. So können Resonanzen aus dem Gehäuse in den Boden abgeleitet werden, ohne klanglichen Schaden anzurichten.

Wenn du wissen willst, was du bei deinen Boxen noch beachten solltest, findest du in unserem Ratgeber nützliche Tipps, wie du deine Lautsprecher richtig aufstellst.

Falls du einen entsprechenden Verstärker besitzt, kannst du die Bowers & Wilkins 603 S2 Anniversary Edition auch im Bi-Amping-, bzw. Bi-Wiring-Betrieb betreiben. B&W hat den Lautsprecher zu dem Zweck mit Poklemmenpaaren ausgestattet. Aber auch im Single-Wiring-Betrieb stellt der Lautsprecher keine besonderen Anforderungen an deinen Verstärker. Mit einem Wirkungsgrad von 88,5 dB (2,83 V bei einem Meter Abstand) holen auch Amps ohne große Wattzahlen anständige Geräusche aus der 603 S2 AE heraus. Unser Rotel RA-1592 MKII hat dieses Problem mit seinen 2x 350 Watt allerdings ohnehin nicht.

Schlichtes Design mit B&W-Details

Der Bowers & Wilkins 603 S2 Anniversary Edition siehst du recht schnell ihre Herkunft an. Der hell-silberne Mitteltöner ist inzwischen eines vieler Markenzeichen der Briten geworden. Zwar verzichtet man beim Hochtöner auf das ikonische „Tweeter-on-Top-Design“ der größeren Serien, das Schutzgitter vor der Kalotte weist jedoch das gleiche Sternenmuster auf.

Sollten dir die Treiber zu auffällig sein, liegt dem Lautsprecher eine magnetisch haftende und mit dem Logo der Firma versehe Stoffabdeckung bei. So oder so erzeugt die B&W in ihrer schwarzen Version einen klassischen, soliden Eindruck. Falls dir das zu düster sein sollte, kannst du dich auch noch zwischen einer komplett weißen und einer Variante mit einer Folie in heller Eichenholzoptik entscheiden. Letztere machte schon im Test der 606 S2 AE einen freundlichen Eindruck.

Fazit: Bowers & Wilkins 603 S2 Anniversary Edition

Die Bowers & Wilkins 603 S2 Anniversary Edition nimmt die Vorzüge der Regalbox 606 S2 und erweitert sie um einen bärenstarken Bass. So macht der Standlautsprecher besonders bei knackigen Beats Freude. Zwar kann ihre hohe Auflösung in den Höhen schnell ins Analytische abdriften, wenn du aber hinter den feinen Details deiner Musik her bist, kommst du bei ihr auf deine Kosten. Zwar gibt es klanglich und preislich starke Konkurrenz durch andere Hersteller, wenn du aber einen Zugang in die Klangwelt von Bowers & Wilkins suchst, bietet dir die B&W 603 S2 Anniversary Edition den verhältnismäßig günstigen Einstieg.

Hier geht’s direkt zum Angebot der Bowers & Wilkins 603 S2 Anniversary Edition:

Alle von uns getesteten Standlautsprecher kannst du in unserer Bestenliste vergleichen:

Was hältst du von der günstigsten Standbox von Bowers & Wilkins? Toller Einstieg oder immer noch überteuert? Womit hörst du zu Hause Musik? Schreib es uns in die Kommentare!