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Apple Music zahlt mehr für Spatial Audio: Indie-Labels üben harsche Kritik

Apple Music erhöht die Vergütung für Spatial Audio. Kleinere Plattenfirmen kritisieren, dies spiele großen Labels in die Hände.
Apple Music vergütet Spatial Audio besser - was kleinere Labels verärgert. Bild: Apple

Apple Music vergütet Songs, die in Spatial Audio vorliegen, neuerdings besser. Das begründet man beim Musikstreaming-Dienst damit, dass auch der Aufwand in der Produktion größer sei. Diejenigen, die sich für mehr 3D-Klang einsetzen, sollen somit belohnt werden. Freilich ist damit aber auch ein erhebliches Eigeninteresse verbunden. So bewirbt Apple etwa seine AirPods Pro exzessiv mit Spatial Audio und hofft sicherlich, dass AirPods-Besitzer:innen durch mehr Spatial Audio zu Apple Music gelockt werden. Umgekehrt werden die AirPods als Kopfhörer für Abonnent:innen als Accessoire interessanter.

Wenn dann auch noch eine erhöhte Vergütung für Künstler:innen und Plattenfirmen das Ergebnis ist, klingt das auf den ersten Blick nach einer Win-win-Situation für alle. Doch mehrere Indie-Labels üben scharfe Kritik an Apple. Demnach spiele die Strategie hauptsächlich großen Plattenfirmen wie Universal Music in die Hände. So sei es primär für große Labels und ohnehin erfolgreiche Künstler:innen wirtschaftlich tragbar, Musik in Spatial Audio bei Apple Music anzubieten. Kleinere Indie-Vertriebe würden jetzt benachteiligt.

Von der höheren Vergütung von Spatial Audio bei Apple Music profitieren am Ende wohl vor allem große Plattenfirmen.
Von der höheren Vergütung von Spatial Audio bei Apple Music profitieren am Ende wohl vor allem große Plattenfirmen. | Bild: Apple

Die Kritik äußern laut Financial Times z. B. Partisan Records und die Beggars Group. Die zuletzt genannte Gruppe zählt zu den größten Indie-Labels der Welt. Sie ist unter anderem für 4AD, XL Records und Rough Trade als Sub-Labels verantwortlich und betreut somit Künstler:innen wie Adele, Radiohead oder Vampire Weekend. Am Ende ist die Kritik, dass das Produzieren in Spatial Audio pro Lied Mehrkosten von rund 1.000 US-Dollar verursache. Beim neuen Abmischen bzw. Mastern bereits veröffentlichter Musik seien auch die doppelten Kosten denkbar.

Indie-Labels behalten sich Beschwerde bei den Kartellbehörden gegen Apple Music vor

Vielleicht klingen jene Summen für dich gar nicht so enorm? Nun, gerade bei Künstler:innen mit kleinerer Zielgruppe kann das eben doch entscheidend sein. Kritisiert wird das Vorgehen, weil es bei Apple Music am Ende einen festen “Topf” gibt, aus dem die Plattenfirmen und Künstler:innen bezahlt werden. Und wenn mehr an die großen Firmen fließt, weil sie es sich leisten können, Spatial Audio anzubieten, bleibt weniger für kleinere Labels und deren Bands übrig. Somit verteile Apple das Geld zugunsten der Branchengrößen um.

Noch erhoffen sich Anbieter wie die Beggars Group einen konstruktiven Dialog mit Apple, um die neuen Bedingungen anzupassen. Sollte man allerdings nicht zu einem fruchtbaren Dialog und Ergebnis kommen, behält man sich auch den Rechtsweg bzw. eine Beschwerde bei den Kartellbehörden vor. Zumal es offenbar auch in der Musikindustrie Zweifel daran gibt, ob Spatial Audio wirklich immer ein Mehrwert ist – gerade bei älteren Produktionen.

Man vergleicht dies damit, dass der Louvre plötzlich ein klassisches Gemälde wie die Mona Lisa als digitale Variante in stereoskopischem 3D ausstellen würde. Vielleicht wäre das als Experiment interessant, doch mit dem Original hätte das nur wenig zu tun.

Apple Music ist bei Weitem nicht der einzige Musikstreaming-Dienst mit 3D-Audio. Wie wir die in Deutschland verfügbaren Dienste im Vergleich bewerten, siehst du hier in der Übersicht:

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