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TikTok statt Nachrichten: Journalismus spricht immer weniger Jugendliche an

Junge Menschen informieren sich lieber bei TikTok, als bei klassischen Nachrichten-Medien. Das hat eine Studie herausgefunden. Doch die Hintergründe für diese Entwicklung sind vielfältig.
Bei Jugendlichen ist TikTok wohl beliebter als die Tagesschau. Bild: Daria Nepriakhina

In einer Studie des Hans-Bredow-Instituts kommen Forscher:innen zu dem Ergebnis, dass der klassische Journalismus Jugendliche teilweise kaum noch erreicht. Zum einen nutzen junge Menschen am liebsten Videoplattformen wie z. B. TikTok oder YouTube. Zum anderen sehen sie sich in klassischen Medien nicht ausreichend repräsentiert.

Um nicht Relevanz an Plattformen wie eben TikTok abzugeben, müsste klassischer Journalismus für die junge Zielgruppe anders aufbereitet werden. Eine höhere Verständlichkeit, mehr Lebensweltbezug und z. B. interaktive Elemente mit Hintergründen, wie ein “Was bisher geschah”-Button”, wären da Möglichkeiten. Über klassische Medien, wie auch die öffentlich-rechtlichen Programme, dringen viele Informationen gar nicht mehr zu den Jugendlichen durch, obwohl diese sich teilweise mehrere Perspektiven wünschen.

Klassischer Journalismus konkurriert mittlerweile mit Influencern auf Plattformen wie TikTok.
Klassischer Journalismus konkurriert mittlerweile mit Influencern auf Plattformen wie TikTok. | Bild: Solen Feyissa

Um dem entgegenzuwirken, schlagen die Wissenschaftler:innen vor, Inhalte über soziale Medien wie TikTok, YouTube oder Instagram kurz und einschlägig aufzubereiten, aber dennoch mit nachprüfbaren Quellen zu versehen. Das demonstriere auch für Jugendliche Neutralität. Um die Skepsis vieler Jugendlicher zu berücksichtigen, sei es zudem hilfreich, Pro- und Kontra-Darstellungen einzubeziehen. So haben in der Studie viele junge Menschen klassischen Medien Übertreibung und Panikmache unterstellt.

HIFI.DE auf TikTok

Neu ist diese Entwicklung sicherlich nicht. Und deshalb betreibt HIFI.DE schon seit längerem einen eigenen TikTok-Kanal:

@hifi.de

 

Journalismus: Von TikTok lernen, aber es nicht imitieren

Für wichtig halten die Forscher:innen aber unbedingt, nicht den knalligen TikTok-Stil mit emotionalen und überdramatisierten Aufhängern zu imitieren. Es geht eher um den Spagat, klassischen Journalismus in seiner Seriosität für Jugendliche greifbarer und verständlicher zu gestalten. Dann lernen die Jugendlichen etwa auch, neutrale und seriöse Nachrichten von Influencer-Meinungen abzugrenzen. Zumal es für die Medienkompetenz wichtig ist, dass junge Menschen lernen, zu erkennen, wie etwa irreführende Kombinationen von Fakten und Kontexten Eindrücke verzerren können.

Journalismus ist auch ein gesellschaftlicher Baustein, sodass es wichtig ist, dass neue Generationen diesen verstehen und schätzen. Laut der Studie erreichen die klassischen journalistischen Angebote rund 30 % der 14- bis 24-Jährigen kaum bis gar nicht mehr. Dabei geht es wohl vor allem um junge Menschen mit geringer formaler Bildung und Migrationshintergrund.  Hier sollten also dringend mehr Berührungspunkte hergestellt werden. So assoziieren viele der befragten Jugendlichen Journalismus wohl mit “Fake News” oder auch “Paparazzi”.

Dennoch sind die Studienergebnisse aber mit etwas Vorsicht zu betrachten: Es handelt sich nicht um eine Langzeitstudie, sondern um eine Befragung mehrerer Fokusgruppen. Obendrein ist es kein neues Phänomen, dass gerade Jugendliche sich weniger als andere Altersgruppen für Journalismus und Nachrichten interessieren. Insofern wären auch Vergleiche zu vorherigen Generationen notwendig, als diese sich in einem ähnlichen Alter befunden haben.

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