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Bowers & Wilkins, Denon und Co. in Gefahr? Sound United steht vor ungewisser Zukunft

Die Zukunft von B&W, Denon, Marantz und anderen Marken von Sound United ist ungewiss. Denn der Mutterkonzern Masimo will die Sparte wieder abstoßen.
Traditionsmarken wie Denon stehen vor einer ungewissen Zukunft. Bild: Denon

2022 ist Sound United, der Mutterkonzern von Traditionsmarken wie Bowers & Wilkins, Denon und Marantz, von Masimo übernommen worden. Das kam damals in gewisser Weise überraschend, denn Masimo ist eigentlich ein Medizintechnikanbieter. Klingt zwar merkwürdig, aber erst einmal nach trockenem Business. Doch der Deal entwickelte sich schnell zu einer Art Wirtschaftskrimi hinter den Kulissen. Denn der Ärger der Aktionär:innen war so groß, dass am Ende sogar der Masimo-Unternehmensgründer und bisherige CEO, Joe Kiani, seinen Hut nehmen musste. Vielleicht war das nun alles für die Katz: Denn Sound United steht mit seinen Marken vor einer ungewissen Zukunft.

So hat der Masimo CFO Micah Young im Analysten-Call zu den letzten Quartalsergebnissen mitgeteilt, dass man sein Geschäft für Privatkund:innen, zu dem eben auch Sound United mit Denon und Co. gehört, als „abgeschriebenen Bereich“ betrachte. Solltest du nun vor Schock den Kaffeebecher fallen lassen: Nein, damit ist natürlich nicht gemeint, dass der ganze Deal quasi als Verlust abgeschrieben und Sound United begraben würde. Vielmehr hat man nach eigenen Angaben schon Übernahmeangebote von bis zu 950 Millionen US-Dollar erhalten.

Loswerden möchte Masimo dabei nicht nur seine Audiosparte mit eben Bowers & Wilkins, Denon, Marantz und Co., sondern das gesamte Privatkundengeschäft. Dazu zählen auch Techniken für Health-Sensoren zur Messung des Blutsauerstoffgehalts. Da hat Masimo z. B. in der Vergangenheit sogar Apple in seine Schranken gewiesen, weil der Hersteller aus Cupertino Patente verletzte. Im Endeffekt hat man sich aus Sicht der Investor:innen jedoch die Finger verbrannt. Alleine die Audiosparte machte im letzten Quartal einen Nettoverlust von 12,9 Millionen US-Dollar.

Bowers & Wilkins, Denon und Marantz: Sinkende Einnahmen, steigende Verluste

Schon in den Quartalen zuvor hatte Sound United mit Denon und Co. mit Verlusten und sinkenden Einnahmen zu kämpfen. Die Ursachen sind sicherlich vielfältig. So gibt es weltweit wirtschaftliche Krisen und der Markt für z. B. Premium AV-Receiver hat sich in den vergangenen Jahren ausgedünnt. Auch sind rückläufige Umsätze nach den Rekordverkäufen während Corona in der Branche keine Ausnahme. Es liegt aber sicher auch daran, dass immer mehr Menschen zu Soundbars und Wireless-Systemen greifen. Wie es weitergehen soll, will man voraussichtlich im Januar 2025 verraten.

Klar ist, dass Masimo den Privatkunden-Bereich loswerden will. Wie genau sich das aber vollziehen soll und was dann aus Bowers & Wilkins, Denon, Marantz und Co. wird, ist noch offen. Da der Vorstand von Masimo die Sparte bereits als abgeschrieben betrachtet, sind vorläufig allerdings keine nennenswerten Investitionen mehr zu erwarten.

Für Sound United sowie die Marken Bowers & Wilkins, Denon und Marantz ist das Tauziehen natürlich ein herber Schlag. Der Masimo-Gründer Kiani hatte große Pläne im Consumer-Bereich, die aber von Anfang an nicht auf großen Beifall bei den Masimo-Investoren gestoßen sind und am Ende zu seinem Rückzug geführt haben. Der ehemalige Masimo-CEO erhoffte sich Synergieeffekte, um etwa durch Sound United langfristig einen Draht zu Privatkund:innen zu finden. Darauf basierend wollte er dann etwa die medizinischen Errungenschaften von Masimo in Fitnesstrackern und Smartwatches salonfähig machen und bestehende Distributions-Kanäle nutzen.

Im Hintergrund schien es zuzugehen wie in einem Wirtschaftskrimi: Den Unmut der Investoren über die Strategie von Ex-CEO Kiani erkannte der bekannte aktivistische Investor Politan Capital als Chance. Der Investor erwarb 2022 knapp neun Prozent der Masimo-Aktien, das ist ein Prozent mehr, als sich im Besitz des Gründers Kiani befindet. In den folgenden zwei Jahren versuchte Politan eine Mehrheit der Investoren davon zu überzeugen, dass kurzfristig eine deutliche Steigerung des Aktienkurses möglich ist, wenn man sich vom defizitären Consumer-Bereich und im Zweifel auch vom Gründer und CEO trennt. Nach vielen auch juristisch geführten Auseinandersetzungen hat sich Politan nun gegen den Gründer Kiani durchgesetzt.

Für Bowers & Wilkins, Denon und Co. muss es wohl bald schon wieder unter einem neuen Dach weitergehen. Die Übergangsphase wird es den Marken sicherlich nicht leicht machen, echte Produktinnovationen voranzutreiben. Am Ende leiden also auch die Kund:innen.

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