Wäre Spotify erfolgreich, wenn es heute gegründet würde? CEO wirbt für Gesetzentwurf
Spotify hat vor 15 Jahren das Musikstreaming umgekrempelt. CEO und Gründer Daniel Ek ist der Meinung, heute wäre das nicht mehr möglich – die Industrie habe sich zu sehr verändert. Eine ähnliche Position vertritt Spotify schon länger. So beschuldigte man Apple 2019, fairen Wettbewerb zu verhindern. Jetzt spricht sich Ek in einem Meinungsbeitrag für die Daily Mail für ein neues Gesetz in Großbritannien aus. Das “Digital Markets, Competition and Consumers Bill” (DMCC) würde grundlegend verändern, wie Unternehmen im Internet miteinander konkurrieren – und das wäre gut für die Musikstreaming-Branche.
Daniel Ek: Fairer Wettbewerb ist gut für Nutzer:innen
Ek sieht die heutige Streaming-Landschaft zweigeteilt. Auf der einen Seite gebe es heute viel mehr Wettbewerb, sowohl von kleinen Start-ups als auch von großen Playern. Das sei zunächst einmal gut: Wettbewerb fördere Innovationen und zwingt Unternehmen, ihr Angebot kontinuierlich zu verbessern. Auf der anderen Seite liege aber auch viel mehr Macht in den Händen einiger weniger Unternehmen – vor allem, was das mobile Internet angeht. In seinem Meinungsbeitrag nennt er namentlich Apple und Google, die im mobilen Internet die Regeln bestimmen würden und dessen “Gatekeeper”, also Torwächter, seien.
Spotify unterstützt britischen Gesetzesentwurf
Das Wort Gatekeeper, das er hier verwendet, kommt auch im neuen Gesetz für digitale Märkte der EU zum Einsatz. Dort bezeichnet es große Digitalkonzerne mit Systemrelevanz, die eine wichtige Schnittstelle zwischen Unternehmen und Kund:innen darstellen. Ek will aber mit seinem Beitrag ein anderes geplantes Gesetz stärken: das britische “Digital Markets, Competition and Consumers Bill” (DMCC) oder auf Deutsch: Gesetz über digitale Märkte, Wettbewerb und Verbraucher. Es steht aktuell im britischen Parlament zur Diskussion.
Laut Ek würde das DMCC Unternehmen wie Apple zwingen, sich fair am Wettbewerb um die Kundschaft zu beteiligen. Kund:innen würden mehr Auswahl erhalten sowie kleine Unternehmen bessere Chancen haben, sich gegen große Konkurrenten durchzusetzen. Das Argument, das Apple und andere potenziell betroffene Firmen anbringen – dass das DMCC Innovation unterdrücken würde – lehnt er ab.
Wie sich Spotify gegen die Konkurrenz behaupten kann, verrät dir unsere Bestenliste:
Eine lange Geschichte: Spotify vs. Apple
Spotify liegt schon länger im Streit mit Apple. Im aktuellen Meinungsbeitrag wiederholt Ek Vorwürfe, die Spotify schon länger erhebt. Knackpunkt ist für den Musik-Streamingdienst, dass Apple gleichzeitig das iOS-Ökosystem betreibt und dessen “größter Bewohner” ist. Wenn eine Nutzer:in über den App Store ein Spotify-Abo abschließt, muss Spotify eine 30-Prozent-Abgabe an Apple zahlen. Damit sei man im Nachteil gegenüber Apple Music, meint Ek. iOS-Entwickler:innen, die ihre Apps über den App Store verkaufen, würden außerdem strikten Regeln unterliegen.
Schon 2019 reichte Spotify eine Kartellbeschwerde gegen Apple bei der EU ein. Die letzte Entwicklung im Verfahren war Apples Gegenaussage im Juni 2023. Mit dem dieses Jahr in Kraft getretenen Gesetz für digitale Märkte (DMA) steigt der Druck auf Apple weiter. Auch dieses Gesetz befürwortet Spotify – mit denselben Argumenten wie jetzt das britische DMCC.
Apple für seinen Teil meint, Spotify versuche mit seinen Vorwürfen und Forderungen alle Vorteile des App-Store-Ökosystems nutzen, ohne selbst Beiträge zu diesem Marktplatz zu leisten. Man gebe Apples App-Store-Regeln und -Abgaben unvollständig oder irreführend wieder, um die eigenen finanziellen Interessen zu stärken.