Amazon Fire TV mit Vega OS: Downgrade statt Revolution?

Amazon hat am Dienstag (30. September) mit dem frischen Fire TV Stick 4K Select einen neuen Streaming-Player vorgestellt. Das Select-Modell richtet sich an den Einstiegsbereich und kostet 54,99 Euro. Doch für Aufsehen sorgt, dass es sich dabei um den ersten Player aus dem Hause Amazon handelt, welcher das neue Vega OS als Software-Fundament nutzt. Doch was eine Revolution werden sollte, erweist sich zum Launch in erster Linie als Downgrade.
Als kleine Erklärung: Amazon möchte sich unabhängiger von der Weiterentwicklung des Betriebssystems Android machen. Letzteres diente bisher im Hintergrund als Basis für die Plattform Fire TV. Mit dem neuen Fire TV Stick 4K Select hat man aber auf das Linux-basierte Vega OS umgestellt. Das gibt Amazon vor allem mehr Freiheit bei der Weiterentwicklung. Obendrein soll die Performance besser sein. Doch es ist noch ein weiter Weg, bis Vega OS wirklich konkurrenzfähig wird.

So unterstützt der Amazon Fire TV Stick 4K Select tatsächlich im Gegensatz zu seinen Geschwistermodellen kein Dolby Vision, sondern nur HLG, HDR10 und HDR10+. Auch auf Dolby Atmos musst du bei diesem Modell verzichten. Generell beherrscht der neue Stick mit Vega OS offenbar keinerlei Dolby-Decodierung, lediglich Passthrough (via Flatpanels HD). Weitere Einschränkungen betreffen die kabellosen Schnittstellen, welche sich auf die veralteten Standards Wi-Fi 5 und Bluetooth 5.0 verlassen. Andere Streaming-Player von Amazon nutzen Wi-Fi 6 und Bluetooth 5.2.
Amazon Fire TV Stick 4K Select knausert auch bei der Hardware
Der Amazon Fire TV Stick 4K Select ist nicht nur rein durch Vega OS eingeschränkt, sondern auch durch seine schwache Hardware. So kommt der betagte MediaTek MT8698 als Chip zum Einsatz. Der Prozessor wird mit nur einem GByte RAM und acht GByte Speicherplatz kombiniert. Amazons andere Streaming-Player nutzen mindestens zwei GByte RAM, was allerdings auch schon wenig erscheint.
Vega OS selbst sorgt zudem dafür, dass zum Start viele Apps fehlen, die du von anderen Fire-TV-Geräten auf Android-Basis kennst. Dazu zählt sogar Amazons eigener Cloud-Gaming-Dienst Luna, der erst noch per Update nachgereicht wird. So müssen die App-Anbieter ihre Anwendungen nämlich für Vega OS neu erstellen und können sie nicht einfach übernehmen. Daraus ergibt sich bedauerlicherweise für dich ein weiterer und noch größerer Nachteil.

Weil Fire TV bisher auf Android basierte, ist es möglich gewesen, auch per Sideload Apps zu installieren. Das heißt, du konntest z. B. Anwendungen aus dem Web herunterladen und dann frei installieren – auch, wenn sie nicht im App-Store von Amazon angeboten worden sind. Doch diese Option entfällt unter Vega OS. Du kannst also nur Apps beziehen, die Amazon und Partner dir offiziell über den App Store feilbieten.
Im Ergebnis bringt der neue Amazon Fire TV Stick 4K Select mit Vega OS derzeit vor allem Nachteile gegenüber bisherigen Modellen mit sich. Allerdings muss uns natürlich jetzt die Zeit zeigen, wie sich die Plattform weiterentwickelt.