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Dolby Surround – Alles, was du wissen musst

Dolby Surround sorgt als Bezeichnung oft für Missverständnisse. Wir klären dich darüber auf, was sich dahinter verbirgt.
Dolby Surround, hier das offizielle Logo, hat erst den Weg für aktuellen Mehrkanal-Klang geebnet. Bild: Dolby

Dolby Surround – ein einprägsamer Begriff, bei dem du wahrscheinlich als Erstes an 5.1-Sound denkst. Denn oft wird diese Bezeichnung umgangssprachlich als Synonym für Raumklang verwendet. Doch eigentlich verbirgt sich hinter dem Begriff gar kein modernes, digitales Format wie etwa Dolby Digital, Dolby TrueHD oder auch Dolby Atmos. Vielmehr ist Dolby Surround ein analoges Mehrkanal-Audio-System, das über 40 Jahre auf dem Buckel hat. Es handelt sich hier nämlich um die erste Version von Dolbys Surround-Sound-Decoding-Technologien für Privatkund:innen. Hier findest du also quasi einen Vorläufer von Dolby Digital und Co. Warum du dennoch bis heute auf die Bezeichnung stößt, verraten wir dir in diesem Ratgeber.

Dolby Surround: Drei Kanäle für VHS und Betamax

Dolby Surround wurde bereits 1982 im Heimvideo-Bereich für die damaligen Medien Betamax und VHS eingeführt. Wir sprechen hier also noch über die Ära, als Videokassetten den Ton angegeben haben. DVD, Blu-ray und erst recht Ultra HD Blu-ray und Streaming waren damals bestenfalls Wunschträume. Dolby Surround ist Mehrkanal in seiner „einfachsten“ Form. Die Qualität des analogen Dolby Surround ist keineswegs mit modernen, digitalen Formaten vergleichbar.

Dolby Surround hat seine Wurzeln in der Zeit der VHS-Kassetten.
Dolby Surround hat seine Wurzeln in der Zeit der VHS-Kassetten. | Bild: Stephen Holdaway

So nutzt Dolby Surround eine passive Matrix. Dies hängt nicht mit der gleichnamigen Filmreihe oder virtuellen Realitäten zusammen. Vielmehr liegen nur zwei diskrete Kanäle, oder Stereo, als technische Basis vor. Über ein sogenanntes Matrizierungsverfahren extrahiert man aber noch einen dritten Kanal – für die Position hinter dem Hörer. Linker und rechter Kanal werden dabei abgeglichen und der abweichende Teil als leicht verzögerter, phasenverschobener Klang auf einen einzelnen, rückwärtigen Kanal gelegt wird. Das ergibt 3.0-Sound.

Dolby Surround: Die Basis für späteren Raumklang

Mit seinen drei Kanälen, zwei vorne und einem hinten, beerbte Dolby Surround in den 1980er-Jahren Dolby Stereo. Letzteres kam nur auf zwei Kanäle. Selbst, wenn es mittlerweile viele neue Mehrkanal-Generationen gibt: Das anno dazumal eingeführte, passive Matrix-Verfahren spielt in abgewandelter Form bis heute für einige Systeme noch eine Rolle.

Mittlerweile wirkt 3.0-Sound natürlich überholt. Selbst Soundbars wie unser aktueller Testsieger, die Samsung HW-Q995GC, schaffen über externe Subwoofer und Rear-Lautsprecher 11.1.4-Klang:

Doch in der damaligen Zeit waren die drei Kanäle revolutionär – und ebneten den Weg für höherwertige Nachfolger. Ohne Dolby Surround also auch kein Dolby Digital, True HD oder eben Dolby Atmos. Dolby Surround konnte sich damals auch durchsetzen, weil es abwärtskompatibel zu Mono- und Stereo-Anlagen blieb.

Die erwähnte Matrizierung hatte aber erhebliche klangliche Nachteile. Denn du solltest dir Dolby Surround nicht unbedingt als den akustischen Genuss vorstellen, den du von heutigen Mehrkanal-Formaten gewohnt bist. Vielmehr war die Separation der Kanäle gering. Wo du heute klar Umgebungsgeräusche in Filmen und Serien aus einzelnen Lautsprechern orten kannst, ergab sich anno dazumal eher eine matschige Soundkulisse aus dem einzelnen Rear-Lautsprecher.

Dolby Surround bietet nur 3.0-Kanal-Sound, ist also keineswegs mit komplexen Dolby-Atmos-Systemen, wie hier zu sehen, vergleichbar.
Dolby Surround bietet nur 3.0-Kanal-Sound, ist also keineswegs mit komplexen Dolby-Atmos-Systemen, wie hier zu sehen, vergleichbar. | Bild: Dolby

Für Qualitätseinbußen sorgte ebenfalls, dass der hintere Kanal nur Frequenzen zwischen 100 und 7.000 Hertz wiedergeben konnte. Das menschliche Ohr kann jedoch 20 bis 20.000 Hertz hören. Diesen Bereich deckten aber nur die vorderen Lautsprecher ab. Im Ergebnis solltest du dir den Ton aus dem rückseitigen Lautsprecher als sehr dumpf vorstellen. Einen Center- oder dedizierten Bass-Kanal beherrscht Dolby Surround ausdrücklich nicht. Für Heimkino-Besitzer*innen war der rückwärtige Klang dennoch damals eine Innovation, die den Wunsch nach mehr weckte.

Dolby Pro Logic: Die nächste Generation

Als Nachfolger baute Dolby Pro Logic ab 1987 entscheidend auf dem Fundament von Dolby Surround auf. Pro Logic ermöglicht 4.0-Sound. Hinzugefügt wird zu den beiden vorderen sowie dem einzelnen rückwärtigen Lautsprecher noch ein Center. Obendrein konnte man hier die Kanaltrennung durch Verwendung des sogenannten Steerings stark verbessern. Dieses hilft vereinfacht gesagt, die Klanginformationen zu differenzieren und zu verteilen.

Nach Dolby Pro Logic folgten weitere Evolutionsstufen wie Dolby Pro Logic II im Jahr 2000. Hier können bereits fünf Kanäle erstellt werden: Front-Links, Front-Rechts, Center, Rear-Links, Rear-Rechts. Obendrein bietet Dolby Pro Logic II stark verbessertes Steering für eine bessere Separation und sogar einen speziellen Modus für Videospiele. Diesen verwendeten Konsolen wie die PlayStation 2.

Die Sony PlayStation 2 profitierte vom Gaming-Mode von Dolby Pro Logic II.
Die Sony PlayStation 2 profitierte vom Gaming-Mode von Dolby Pro Logic II. | Bild: Denise Jans

2003 folgte mit kürzerer Wartezeit Dolby Pro Logic IIx. Hier lassen sich Stereo-Formate oder auch Dolby Digital 5.1 via Upmixing zu 6.1- oder auch 7.1-Mehrkanal-Ton umwandeln. Der bislang letzte Schritt für die Marke ist Dolby Pro Logic IIz aus dem Jahr 2009. Letzteres erlaubt auch Höhenkanäle und kann bis zu 9.1-Sound liefern. Dabei identifiziert das System Klanginformationen anhand spezifischer Merkmale, wie Regen oder Wind, und legt diese dann von den seitlichen oder den Rear-Lautsprechern auf die Höhenkanäle um. Treu bleibt man den Wurzeln immer noch, da mit Matrix-Channels und nicht mit diskreten Kanälen gearbeitet wird.

2014: Die Wiederauferstehung von Dolby Surround

Das unerwartete Comeback: Du könntest auch von dem „neuen“ Dolby Surround gehört haben. So ist das Unternehmen einen leicht verwirrenden Schritt gegangen und hat die eigentlich zugunsten von Pro Logic eingestellte Marke 2014 aus der Versenkung erhoben. Mittlerweile steht Dolby Surround daher auch für eine digitale Upmixing-Technologie. Hier bleibt man den Ursprüngen in gewisser Weise treu. Auch damals wurde über die passive Matrix-Technik der rückseitige Kanal „gezaubert“.

Der Upmixer namens Dolby Surround hat nämlich die Aufgabe, an AV-Receivern, Soundbars und Lautsprecher-Systemen mit Atmos auch andere Signale zu verarbeiten. Auf diese Weise ist es dann möglich, Stereo- und Surround-Quellen zu 3D-Ton umzuwandeln. Es werden also am Ende die Klanginformationen auf alle Kanäle verteilt.

Schließt sich hier also der Kreis und Dolby Surround wird zugleich zum Vorgänger wie zum Nachfolger von Pro Logic? Nicht ganz, denn auch Pro Logic existiert weiterhin. Schließlich gibt es in den Heimkinos dieser Welt noch viele Soundsysteme im 5.1- oder auch 7.1 Aufbau und so ist Pro Logic immer noch gefragt. Die Formate existieren parallel, bis Dolby Atmos endgültig dominiert.

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