Startseite Musik-Streaming Spotify Geldwäsche über Spotify: So nutzen kriminelle Banden den Musikdienst angeblich für ihre Zwecke

Geldwäsche über Spotify: So nutzen kriminelle Banden den Musikdienst angeblich für ihre Zwecke

Mit Fake-Streams waschen organisierte Banden offenbar seit Jahren ihr illegal verdientes Geld über Spotify. Das berichtet zumindest eine schwedische Tageszeitung und bezieht sich dabei auf Tippgeber aus der Szene und Informationen von Ermittlern.
Spotify Schweden Bericht Bild: Unsplash / Heidi Fin

Egal, ob gekaufte Instagram-Follower oder Youtube-Views gegen Bezahlung: Manipulation von Streaming-Zahlen ist seit Jahren ein wichtiges Thema für Plattformen, bei denen die Bezahlung von Creator:innen abhängig von Klicks und Wiedergabehäufigkeit erfolgt. Auch für den Musik-Streamingdienst Spotify sind Fake-Streams seit Jahren Thema. Die schwedische Tageszeitung Svenska Dagbladet berichtet jetzt, dass kriminelle Banden, die in Schweden im Zusammenhang mit Drogendelikten und tödlicher Gewalt stehen, Spotify angeblich zur Geldwäsche nutzen.

Bericht: Kriminelle Banden nutzen Spotify zur Geldwäsche

Der Bericht in schwedischer Sprache, aufgegriffen von musicbusinessworldwide.com und theguardian.com, bezieht sich auf geschützte Quellen. Darunter seien vier in Schweden ansässige Mitglieder krimineller Banden und ein anonymer Polizeibeamter. Die zuständige Polizeieinheit ist laut Svenska Dagbladet der Meinung, dass Spotify zu einem kriminellen Werkzeug geworden ist. Die Banden würden über die Plattform Geld aus Drogenhandel, Raubüberfällen, Betrug und Mordaufträgen waschen, wobei es jährlich um Millionen-Summen gehe.

Konkret sollen die Banden die Erlöse aus kriminellen Aktivitäten erst über Krypto-Händler in Bitcoin umwandeln, um dann damit gefälschte Streams für Künstler:innen zu kaufen, die mit den Banden in Verbindungen stehen. Das für die Streams ausgezahlte Geld fließt dann in die Taschen der Kriminellen.

Das Ausmaß ist dabei offenbar so groß, dass die gefälschten Streams oft die betreffenden Songs bis an die Spitze der Charts tragen. Dort erzeugen sie dann dank der erweiterten Sichtbarkeit auch noch mehr legitime Streams, von denen die Banden zusätzlich profitieren. Mitglieder, die in diesen Vorgang involviert sind, sagten gegenüber Svenska Dagbladet, die Praxis sei in der sogenannten “Gangster-Rap”-Szene in Schweden besonders weit verbreitet.

Studie: Bis zu 3% aller Streams auf gängigen Plattformen gefälscht

Der Artikel verweist auf eine aktuelle Studie des französischen Centre National de Musique (CNM), aus der hervorgeht, dass zwischen ein und drei Prozent aller Musikstreams auf Plattformen wie Spotify als betrügerisch eingestuft werden. Allerdings bezieht die Zahl nur die Fake-Streams ein, die die Dienste tatsächlich erkennen.

Dieselbe Studie stellte fest, dass Hip-Hop- und Rap-Musik 84,5 Prozent der betrügerischen Streams ausmachte, die im Jahr 2021 in den Top-10.000-Titeln von Spotify in Frankreich entdeckt wurden. Music Business Worldwide stellt aber heraus, dass die hohe Zahl auch dadurch zustande gekommen sein dürfte, dass Hip-Hop das dominierende Genre auf dem französischen Markt ist. Mehr als 50 Prozent der Top-10.000-Titel auf Spotify seien dem Genre zuzuordnen. Auch das CNM erklärt, dass im Vergleich zur Gesamtzahl der Streams, die 2021 von Hip-Hop und Rap generiert wurden, die betrügerischen Streams einen kleinen Teil der Hörerschaft des Genres ausmachten, mit einem Anteil von 0,4 Prozent.

Spotify: Tools gegen Stream-Manipulation laut eigener Aussage marktführend

Svenska Dagbladet hat Spotify um eine Stellungnahme gebeten und zitiert den Kommunikationsmanager der schwedischen Firma. Spotify würden aktuell keine Beweise dafür vorlegen, dass Geldwäsche im beschriebenen Umfang über Spotify stattgefunden habe, so die Aussage.

Ein Interview mit der Tageszeitung lehnte Spotify ab. Stattdessen gab man eine Erklärung ab, die einem “Sprecher” zugeschrieben wird. In dieser heißt es, es gebe zwar noch mehr zu tun, allerdings seien Spotifys automatisierte Prozesse sowie manuelle Überwachung marktführend. Weniger als ein Prozent aller Streams auf Spotify sei als manipuliert eingestuft worden.

Des Weiteren erklärt Spotify, dass man keine direkten Zahlungen an einzelne Künstler:innen tätige, sondern an Rechteinhaber und Vertreiber. Da die Zahlungen außerdem nicht in Echtzeit passieren würden, könnten Spotifys Systeme Anomalien erkennen, bevor sie signifikante Ausmaße erreichen.

Der Kampf gegen manipulierte Streams betreffe die gesamte Industrie. Man gehe dagegen unter anderem im Rahmen seiner Mitgliedschaft bei der “Music Fights Fraud Alliance”, zu der unter anderem auch Amazon Music gehört, vor. Eigener Aussage zufolge ist Spotify eine der wenigen Musik-Streamingdienste, der Informationen zu seinen Maßnahmen im Kampf gegen Stream-Manipulation für Studien bereitstelle.

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