Auro-3D: Das musst du über den 3D-Sound fürs Heimkino wissen

Von den beiden Tonformaten Dolby Atmos und DTS:X hast du bestimmt bereits gehört. Sie stehen für objektbasierten 3D-Sound im Heimkino. Wichtig ist dabei vor allem, dass sie im Gegensatz zu klassischen Formaten wie Dolby Digital, Dolby TrueHD oder auch DTS-HD Master Audio auch Sound von oben berücksichtigen. Doch genau das geht auch mit einem anderen Format, das allzu gerne vergessen wird: Auro-3D. Wir verraten dir, was du darüber wissen musst.
Dabei ist Auro-3D im Heimkino deutlich weniger verbreitet als die beiden Konkurrenzformate Dolby Atmos und DTS:X. Solltest du also bisher nicht von dieser Technologie gehört haben, musst du dich dafür nicht schämen. Tatsächlich musste das Unternehmen hinter Auro-3D sogar 2022 in die Insolvenz gehen. Mittlerweile hat es sich neu aufgestellt und ist weiterhin aktiv am Markt. Auro-3D kommt jedoch immer noch bei keinem großen Streaming-Anbieter zum Einsatz und ist im Wesentlichen auf einer Handvoll Ultra HD Blu-rays zu finden.

Dass Auro-3D zögerlich aufgenommen worden ist, hat spezifische Gründe. Zum einen handelt es sich bei dem Unternehmen dahinter, Auro Technologies, um eine deutlich kleinere Firma als etwa Dolby und Xperi, die hinter Dolby Atmos und DTS stecken. Man steht also vor größeren Herausforderungen, sich am Markt gegen die mächtige Konkurrenz zu behaupten. Zum anderen nutzt man eine andere Herangehensweise an 3D-Klang. Diese mag laut dem Anbieter technische Vorzüge bieten, hat aber bislang die Verbreitung im Heimkino eher behindert.
Auro-3D argumentiert mit der „Stimme Gottes“
Die Entwickler:innen von Auro-3D grenzen das hauseigene Format selbst folgendermaßen von anderen ab: Sowohl Auro-3D als auch Dolby Atmos und DTS:X sind Hybride. Alle drei arbeiten mit kanalbasierten Elementen, setzen aber auf zusätzliche, objektbasierte Informationen. Bei Auro-3D liegt der Fokus dabei deutlicher auf den kanalbasierten Elementen. Deswegen spricht Auro Technologies gerne von einem „immersiven Audioformat“ für 3D-Klang. Wichtig ist auf jeden Fall, dass es zusätzliche Höheninformationen gibt – für Deckenlautsprecher oder Upfiring-Speaker.
Die Firma argumentiert, dass die Herangehensweise von Auro-3D am Ende immersiveren 3D-Klang liefere als z. B. Dolby Atmos. Denn selbst bei objektbasierten Tonspuren seien 90 Prozent einer Abmischung immer noch von den dedizierten Audiokanälen abhängig. Es sei daher sinnvoller, den Fokus auf die Channels zu legen, um möglichst präzisen und natürlichen 3D-Klang zu erreichen. Deswegen sei es auch wichtig, spezifische Lautsprecher-Aufstellungen zu verwenden. Nur so könne man etwa sicherstellen, dass ein über deinem Hörplatz vorbeifliegendes Flugzeug in einem Film sich auch so anfühle und nicht, als würde es z. B. hinter dir landen. Genau dieses Gefühl entstehe mit dem falschen Aufbau allzu schnell.
Deswegen wird Auro-3D gerne auch mit der sogenannten „Voice of God“, also der „Stimme Gottes“ beworben. Damit meint der Hersteller nichts anderes als Systeme, bei denen ein Höhenkanal direkt über deinem Kopf sitzt. Damit soll sichergestellt werden, dass du Geräusche wirklich direkt über dir wahrnimmst. Geht der Klang stattdessen aus einer ersten Höhenebene direkt zu den Rears über, wird es sich immer nach einem Absinken anfühlen – so argumentiert zumindest Auro Technologies. Und diese zusätzliche Höhenebene bzw. Stimme Gottes biete nur Auro-3D.
Sind Kanäle mächtiger als Objekte?
Auro Technologies argumentiert auch, dass Mono- oder Stereo-Klangobjekte immer Kanälen unterlegen seien. Denn das menschliche Gehör höre im Alltag normalerweise nur selten das direkte Klangobjekt, sondern vielmehr dessen Reflexionen durch die Umgebung. Dies könne man in kanalbasierten 3D-Abmischungen deutlich besser wiedergeben. Auch sei Auro-3D nach Meinung der Entwickler:innen überlegen, da man für die Front nicht nur auf Links, Center und Rechts setzt, sondern auf gleich sechs Kanäle. Das führe zu einem viel einnehmenderen Klangbild.
Letzten Endes soll via Auro-3D also im Grunde die kreative Absicht originalgetreuer erhalten bleiben. Das ist der Vorteil. Der Nachteil ist, dass umgekehrt das spezifische Lautsprecher-Layout sehr wichtig ist. Dolby Atmos oder DTS:X bieten dir mehr Flexibilität beim Aufbau. Du kannst dort auch mit zwei oder alternativ vier Höhenkanälen arbeiten. Bei Auro Technologies glaubt man aber gerade nicht daran, dass sich mit unterschiedlichsten Lautsprecher-Systemen das beste Ergebnis erzielen lässt.

Auro Technologies empfiehlt für Heimkinos klar einen 9.1 oder 10.1 Aufbau. In letzterem System wäre der zusätzliche Höhenkanal bzw. die „Stimme Gottes“ enthalten. Doch über die Jahre hat sich diese recht rigide Strategie für Auro-3D als erheblicher Nachteil erwiesen. Denn immer mehr Menschen kaufen sich Soundbar-Systeme, die sich schlecht für Auro-3D eignen. Man konnte also von diesem Trend lange nicht profitieren, während Dolby Atmos und DTS:X kräftig mitmischten.
Du suchst selbst nach einem solchen Soundbar-Surround-System? Alle Modelle, die wir getestet haben, findest du hier in der Übersicht:
Auro-3D im Wandel: Denon und Marantz beherrschen „Cross-Mixing“
Heute genießt Auro Technologies vor allem durch seine Umwandlungs-Technik Auro-Matic noch einen guten Ruf. Dieses Feature ist bei Audiophilen sehr beliebt und erlaubt es, klassischen Surround-Sound in 3D-Klang umzuwandeln. Es gibt also einige AVR-Besitzer:innen, die geradezu darauf schwören. Wie aber schon erwähnt: Du wirst keinen großen Streaming-Anbieter finden, der Auro-3D einsetzt. Falls du einen Ultra HD Blu-ray Player verwendest, sieht es nur wenig besser aus. Es gibt lediglich eine Handvoll Discs, die tatsächlich auf das immersive Klangformat setzen. Das deutsche Label Turbine ist einer der wenigen Vertriebe, die das 3D-Audio-Format tatsächlich noch einspannen.
Anfang 2023 erschien zudem für einige AV-Receiver von Denon und Marantz ein Update, das es erlaubt, Auro-3D-Abmischungen auch mit Deckenlautsprechern von Systemen für DTS:X und Dolby Atmos wiederzugeben. Lange wehrte sich Auro Technologies zuvor aus Qualitätsabwägungen gegen so ein Cross-Mixing-Feature. Man fügte sich dann aber dem Druck des Marktes. Hier hat man am Ende einsehen müssen, dass das Gros der Heimkino-Nutzer:innen sein Lautsprecher-System für die Konkurrenzformate abgestimmt hat.
Wird Auro-3D in Zukunft noch eine größere Rolle im Heimkino spielen? Wir nehmen das aktuell nicht an, denn zu lange konnte vor allem Dolby seine Dominanz zementieren. Oft ist es am Ende schlichtweg nicht die Qualität, die siegt, sondern das beste Marketing sowie der Komfort für die Nutzer:innen. Dennoch weißt du nun Bescheid, solltest du einmal auf eine Abmischung im immersiven 3D-Format stoßen. Und wer weiß, vielleicht entdeckst du dann dessen Vorzüge für dich?