HDMI 2.2: Alles, was du über das HDMI der nächsten Generation wissen musst

Das HDMI Forum, Inc. hat am 06. Januar die neue Version 2.2 der HDMI-Spezifikation auf der CES in Las Vegas vorgestellt. Sie soll höhere Qualitätsoptionen für die Unterhaltungselektronik bringen. Was es damit auf sich hat und ob du bald neue HDMI-Kabel benötigst, erläutern wir in diesem Ratgeber.
HDMI 2.2: Doppelt so schnell wie 2.1 und besser synchronisiert
Mit jeder höheren HDMI-Version sind Videos mit höherer Auflösung und höherer Bildwiederholrate möglich geworden: Von Full-HD zu den 4K mit 144 Bildern pro Sekunde, die mit HDMI 2.1 möglich sind.
Das jetzt vorgestellte HDMI 2.2 verdoppelt die Übertragungskapazität gegenüber HDMI 2.1, und zwar durch eine Bandbreite von 96 Gbit pro Sekunde. „Die fortdauernde Mission vom HDMI Forum besteht in der Entwicklung von Spezifikationen, die der wachsenden Nachfrage des HDMI-Ökosystems nach Fähigkeiten und Funktionen gerecht werden“, so Chandlee Harrell, Präsident vom HDMI Forum. „Diese neue Spezifikation unterstützt die sich rasant wandelnde Landschaft unglaublicher neuer Technologien und Produkte, die heute und in Zukunft auf den Markt drängen.“

Die Bandbreite von 96 Gbit/s wird höhere Auflösungen und Bildwiederholraten wie 8K mit 240 Bildern pro Sekunde oder 4K mit 480 Bildern pro Sekunde unterstützen. Auch 12K- und 16K-Auflösung sind denkbar, allerdings mit geringerer Bildfrequenz.
Die verdoppelte Bandbreite soll laut HDMI Forum außerdem Verbesserungen bei datenintensiven Anwendungen wie AR (Augmented Reality) und VR (Virtual Reality) sowie bei kommerziellen Anwendungen wie großformatiger Leuchtbeschilderung, medizinischer Bildgebung und maschinellem Sehen ermöglichen.
Neues HDMI-Feature synchronisiert Bild und Ton
Wenn Bild und Ton von Blu-ray-Player oder TV-Empfänger per HDMI durch den Fernseher zur Soundbar gehen, kann es zu kleinen Verzögerungen kommen. Um das zu vermeiden, soll HDMI 2.2 eine neuartige Audio- und Videosynchronisation mit dem Latency Indication Protocol (LIP) bekommen. Das soll in Heimkino-Systemen mit einem AV-Receiver oder einer Soundbar die zeitliche Übereinstimmung von Bild und Ton verbessern, indem der Fernseher Informationen von den angeschlossenen Geräten auswertet.
Neue Anforderungen an die HDMI-Kabel
Die Spezifikation HDMI 2.2 umfasst zudem ein entsprechendes Kabel, das natürlich die Bandbreite von 96 GBit/s unterstützen und die Verwendung aller Funktionen der Version 2.2 der HDMI-Spezifikation ermöglichen muss. Die Bezeichnung für künftige Kabel, die für HDMI 2.2 taugen, lautet HDMI Ultra96.

Technische Daten von HDMI 2.2 im Überblick
Diese Merkmale sind neu:
- Bandbreite 96 GBit/s
- 8K mit 240 fps oder 12K mit 60 fps (DSC-komprimiert)
- Fixed Rate Link der nächsten Generation
- Latency Indication Protocol (LIP) für Bild- und Tonsynchronisierung
- Kabelspezifikation Ultra96 HDMI
HDMI für Gaming mit 240 fps
Gaming ist nicht nur ein Thema für Spielekonsolen. Spiele wie Fortnite laufen in 4K mit 240 Hertz Bildfrequenz auf Gaming PCs – allerdings nicht über HDMI, sondern über Display Port. Display-Port-Anschlüsse findest du an Grafikkarten und Gaming-Monitoren, um höhere Bildwiederholraten zu ermöglichen. Die Ankündigung von HDMI 2.2 stellt nun eine Alternative zu Display Port vor, die sich dank des Audio-Rückkanals eARC, der Gerätesteuerung mit HDMI-CEC sowie mit der neuen LIP-Funktion besser in Fernseher, Soundbars und AV-Receiver integrieren lässt.
HDMI-Spezifikation lässt Spielräume für Hersteller
Kein Gerät, wie Monitore, Fernseher, AV-Receiver usw., wird alle HDMI-2.2-Techniken auch wirklich beherrschen müssen. Denn HDMI 2.2 ist keine „Normvorschrift“. Bislang ließ HDMI immer den Herstellern und Chip-Fabrikanten technische Spielräume. So können die TV-Hersteller entscheiden, welche der HDMI-Features bei einem bestimmten Fernseher technisch umgesetzt werden.
Bei HDMI 2.1 ist es etwa legitim, wenn der HDMI-Eingang eines Fernsehers 40 Gbit/s und nicht das „volle Programm“ mit 48 Gbit/s unterstützt. Das reicht ohne Weiteres, denn in der Praxis benötigen die Xbox Series X und die Playstation 5 bei Gaming mit 4K@120Hz höchstens 40 Gbit/s.

Für technisch Interessierte und Fans von Zahlen: 4K mit 2160 × 3840 Pixeln und 120 Hz kommt bei maximaler Farbunterabtastung (4:4:4) auf rund 40 Gbit/s.
Wir gehen davon aus, dass die neue HDMI-2.2-Spezifikation auch wieder keine Garantie für ein technisches Rundum-sorglos-Paket für jedes Gerät bietet, sondern eher einen Werkzeugkasten mit besseren technischen Möglichkeiten für noch höhere Auflösungen und 240 oder 480 Hertz Bildfrequenz.
Benötigst du bald neue HDMI-Kabel vom Typ Ultra96?
Um die Funktionen und Übertragungsgeschwindigkeit von HDMI 2.2 voll auszuschöpfen, beinhaltet die Spezifikation ein neues Ultra96 HDMI-Kabel, das eine Bandbreite von 96 GBit/s unterstützt.

Aber: Die HDMI-Stecker bleiben die gleichen. Du kannst also deine vorhandenen HDMI-Kabel später in eine HDMI-2.2-Schnittstelle am Fernseher einstecken. Für Gaming mit 120 oder 144 Hertz, Filmabende mit Blu-ray und Soundbar sollte alles auch dann mit vorhandenen Ultra-High-Speed-Kabeln wie gehabt funktionieren, auch wenn ein neuer Fernseher mit HDMI 2.2 angeschlossen wird.

Für Videos, die mehr Bandbreite erfordern, und weitere neue HDMI-Features, hat HDMI jedoch die neue Kabelspezifikation HDMI Ultra 96 herausgebracht. Passend zu HDMI 2.2 müssen die neuen Kabel bis zu 96Gbit/s übertragen können. Um dies sicherzustellen, gibt es ein neues offizielles Label „HDMI Ultra96“, für das jede Kabellänge einzeln zertifiziert werden muss. Nur von HDMI geprüfte und zertifizierte Kabel dürfen dieses Label tragen.

Stand heute halten wir es allerdings für wahrscheinlich, dass sich die bisherigen HDMI-Kabel später auch an HDMI 2.2-Buchsen vielfach problemlos weiterverwenden lassen, sofern es HDMI Ultra-High-Speed-Kabel mit maximal drei Metern Länge sind. Für höhere Auflösungen als 4K sollte dann die digitale Kompression DSC von den Geräten unterstützt werden.
Wir gehen zunächst davon aus, dass außer dem Stecker auch die Verdrahtung in den Kabeln gleich bleibt. Die Kontaktierung in den HDMI-Buchsen könnte sich davon unabhängig in Teilen ändern. Ob das wirklich so kommt, bleibt abzuwarten.
HDMI 2.2 bleibt vorerst Zukunftsmusik
Bis die ersten Produkte mit HDMI 2.2 auf den Markt kommen, werden wohl noch einige Jahre vergehen. Die neu vorgestellte Spezifikation schafft erst einmal nur die Grundlage für die Entwicklung geeigneter HDMI-Chips und zertifizierter HDMI-Kabel. Die neue Spezifikation wird für sämtliche HDMI 2.x-Anwender dann zur Verfügung stehen, wenn sie im 1. Halbjahr 2025 eingeführt wird, so HDMI Forum.
Wir haben es in der Vergangenheit schon bei der Version HDMI 2.1 gesehen, dass die Entwicklung neuer Technik Zeit benötigt. HDMI 2.1 wurde Ende November 2017 der Öffentlichkeit vorgestellt, und dann ging erst mal Zeit ins Land. Die ersten Fernseher mit HDMI 2.1 kamen 2020/2021 auf den Markt.

In der offiziellen Präsentation von HDMI 2.2 heißt es: „4k mit 144 Hz setzte sich 2024 bei neuen HDTV-Modellen durch. Fernseher der nächsten Generation unterstützen 4k mit 240 Hz“. Wann diese „nächste Generation“ Fernseher vom Band laufen wird, ist allerdings noch eine gänzlich offene Frage. Denn die Entwicklung von HDMI 2.2-Schnittstellen in Hard- und Software steht noch aus, vorgestellt hat das HDMI Forum bisher eigentlich nur die Blaupause hierfür.
Kommt HDMI 2.2 bei Gaming-Monitoren?
Hinzu kommt, dass wir aufseiten der Gaming-Hardware – Spielkonsolen und PC-Grafik – ebenfalls noch keine Anzeichen für neue Gerätschaften mit HDMI 2.2-Ausgängen sehen. Die neue Spezifikation wird für sämtliche HDMI 2.x-Anwender zur Verfügung stehen, wenn sie im 1. Halbjahr 2025 eingeführt wird, so HDMI Licencing Administrator, Inc.
Immerhin sind schon erste Gaming-Monitore mit der WQHD-Auflösung, also 2560 x 1440 Pixeln, auf den Markt gekommen, die bis zu 480 Hertz Bildfrequenz beherrschen. Zum Beispiel hat ASUS solche Monitore im Sortiment, die derzeit für die extra hohen Bildraten mit DisplayPort ausgestattet sind. Künftig könnte HDMI 2.2 hier die bisherigen HDMI 2.1-Eingänge ablösen.
Besseres Bild mit HDMI 2.2?
Durch die Verdoppelung der Bandbreite auf 96 GB pro Sekunde ist theoretisch eine wesentlich feinere Auflösung möglich, die Bilder mit nie dagewesener Qualität bringen könnte. Um diese Qualität jedoch sichtbar werden zu lassen, benötigt man mehr als einen neuen HDMI-2.2-Eingang. Das entsprechende Bildmaterial müsste im Idealfall 8K-Auflösung, 120 Hertz und 12 Bit Farbtiefe mitbringen.
Natives 8K-Bildmaterial ist bisher extrem selten, auch 8K-Fernseher sind eine Marktnische. Beispielsweise aus dem Gaming-PC können Bilder kommen, doch mit realen Filmen, etwa auf auf einer neuartigen Super-Blu-ray-Disk oder entsprechend hochwertigem Streaming ist eher nicht zu rechnen.
Außerdem ist da noch ein zusätzlicher Flaschenhals, die Display-Technik. Die meisten TV-Bildschirme arbeiten heute mit 4K-Auflösung und 8 Bit nativer Farbtiefe, die derzeit besten 4K-Fernseher haben 10-Bit-Displays. Auch hier ist also noch eine Weiterentwicklung nötig.
Fazit: HDMI 2.2 – Es bleibt spannend
Wie es mit HDMI weitergeht, bleibt spannend. Bis neue Geräte mit HDMI 2.2 auf den Markt kommen, wird noch einige Zeit vergehen. Welche Features sie dann an Bord haben, kann unterschiedlich sein. Vielleicht sind es „nur“ 240 Hertz bei 4K und die neue A/V-Synchronisation mit „LIP“? Dann stellt sich noch die Frage, ob sämtliche Geräte in deiner Wiedergabekette LIP unterstützen müssen, damit es funktioniert? Und wann werden wir den ersten HDMI-2.2-Fernseher testen können? Wir bei HIFI.DE bleiben für dich am Ball.