High End 2026: Servus München, hallo Wien – über den Abschied vom MOC

Vom 15. bis 18. Mai 2025 fand in München die letzte High End im MOC statt – ein historischer Moment für die weltweit größte Messe rund um hochwertige Audiotechnik und für mich persönlich ein Abschied mit Wehmut. Denn ab 2026 wird die High End nicht mehr in München, sondern in Wien stattfinden.
Umzug der High End – Besitzerwechsel und Sanierungen
Der Grund für den Umzug liegt in veränderten Rahmenbedingungen: Die High End Society erhielt keine neuen Mietverträge für das MOC. Das Gebäude wurde verkauft, die neuen Eigentümer haben laut aktuellem Stand noch keine konkrete Entscheidung über die künftige Nutzung getroffen. Fest steht jedoch: Das MOC ist renovierungsbedürftig. Wer mit aufmerksamem Blick durch die Hallen ging, konnte gesprungene Bodenplatten, Flickstellen und allgemein in die Jahre gekommenes Interieur entdecken – kein idealer Rahmen für eine Messe auf internationalem Top-Niveau.

Die Lösung: Die High End zieht nach Wien – und zwar für mindestens drei Jahre. Dort wird sie im bewährten Format fortgesetzt, am selben Ort, an dem bereits die „Finest Audio Show Vienna“ die letzten zwei Jahre erfolgreich durchgeführt wurde – ebenfalls organisiert von der High End Society Service GmbH.
Neustart mit Perspektive – das Austria Center Vienna als neuer Messestandort
Mit dem Umzug nach Wien fällt die Wahl auf einen Veranstaltungsort, der vielversprechender kaum sein könnte: das Austria Center Vienna. Die moderne Location wurde erst vor wenigen Jahren umfassend renoviert und bietet sowohl technisch als auch infrastrukturell beste Voraussetzungen. Besonders spektakulär der repräsentative Eingangsbereich mit großflächigen, beweglichen Decken-Displays, die schon beim Betreten den Besucher visuell beeindrucken.

Auch in Sachen Akustik hat das Austria Center einiges zu bieten: zahlreiche gut geeignete Räume, die sich für Klangpräsentationen und Hörvergleiche auf hohem Niveau eignen. Die Lage direkt auf der Donauinsel ist ideal – mit U-Bahn-Anschluss direkt vor der Tür und zahlreichen Hotels in Gehweite. Logistisch und atmosphärisch ist Wien absolut konkurrenzfähig.
Trotzdem herrscht nicht überall Aufbruchsstimmung. Im Gespräch mit verschiedenen Vertrieben während der Messe konnte ich klar hören: Nicht alle werden den Umzug mitgehen. Gerade deutsche Vertriebe, die den österreichischen Markt nicht aktiv bearbeiten, stellen ihre Teilnahme infrage oder haben bereits abgesagt. Und man darf nicht vergessen: In Österreich ist die Vertriebsstruktur teilweise stark konzentriert. Heinz Lichtenegger, Chef von Plattenspieler-Profi Pro-Ject und prägender Name der Branche, vertreibt dort allein rund 60 Marken – eine beeindruckende Zahl, die den Markt maßgeblich beeinflusst.

Wird Wien auch für deutsche HiFi-Fans eine Reise wert sein?
Mit dem Umzug nach Wien stellt sich für viele die zentrale Frage: Wer wird tatsächlich kommen? Gerade unter deutschen HiFi-Enthusiast:innen gibt es Zweifel, ob sich der Weg über die Grenze für einen Messebesuch lohnt – insbesondere, wenn sich der Charakter der High End weiter in Richtung B2B-Veranstaltung verschiebt. Schon seit Jahren wird gemunkelt, dass die High End Society den Endverbraucher weniger im Fokus hat und sich die Messe zunehmend als internationale Plattform für Vertrieb, Handel und Presse positioniert.

Diese Entwicklung zeigt sich auch im Ablauf: Während es früher einen Fachbesuchertag und drei Publikumstage gab, wurde das Verhältnis mittlerweile halbiert – zwei Tage Fachpublikum, zwei Tage Endkunden. In Wien könnte sich dieser Trend noch verstärken. Die Anreisehürde für viele deutsche Besucher:innen ist höher, vor allem für jene, die bisher aus Süddeutschland bequem nach München gelangen konnten.
Ob dafür verstärkt Besucher aus dem Süden und Osten Europas – etwa aus Italien, Tschechien, der Slowakei oder Polen – nach Wien strömen werden, bleibt offen. Gerade in Polen gibt es mit der „Warsaw Audio Video Show“ bereits eine etablierte, beliebte und hervorragend organisierte Messe, die viel regionale Aufmerksamkeit bindet.

Der Erfolg des Standorts Wien wird also nicht nur an der Location, sondern auch an der Zielgruppen-Ansprache und inhaltlichen Ausrichtung der High End gemessen werden müssen. Bleibt sie eine internationale Handelsplattform – oder gelingt es, auch Leidenschaft, Emotion und Nähe zur Community wieder stärker in den Vordergrund zu rücken? Das bleibt spannend.
Und was passiert mit den anderen HiFi-Messen in Deutschland?
Mit dem Abschied der High End aus München stellt sich auch die Frage, welche Rolle künftig die kleineren, regionalen HiFi-Messen spielen werden. Allen voran natürlich die neuen Süddeutschen HiFi-Tage, die im September 2025 als Hotelmesse in München an den Start gehen werden. Auch wenn sie nicht denselben internationalen Anspruch wie die High End verfolgen, bieten sie Herstellern und Vertrieben eine direkte Plattform zum Endkunden.
Dazu kommen etablierte Formate wie die Norddeutschen HiFi-Tage in Hamburg oder die HiFi-Tage in Darmstadt, die in ihren jeweiligen Regionen bereits feste Größen sind. Es ist gut möglich, dass diese Veranstaltungen künftig stärker in den Fokus rücken, wenn sich ein Teil der Szene nicht mit dem Standort Wien anfreundet.

Nichtsdestotrotz ist und bleibt Wien eine der schönsten Städte der Welt – mit ihrer einzigartigen Mischung aus Kultur, Kulinarik und Geschichte. Als weltbekannte Musikmetropole ist sie ohne Zweifel ein würdiger Ort für eine High-End-Messe. Die Stadt lebt Musik – in der Oper, auf der Straße, in der Architektur – und bringt damit genau das kulturelle Fundament mit, das auch der High-End-Branche ihren emotionalen Kern verleiht.
Ich persönlich freue mich auf Wien – ganz ehrlich. Auch wenn ich mich als gebürtiger Münchener mit einem weinenden Auge von der High End in München verabschiede, die viele Jahre lang ein fester Fixpunkt war. Aber wer weiß: Vielleicht kehrt die Messe nach den drei geplanten Jahren in Wien ja wieder zurück nach München – mit neuen Ideen, frischem Elan und einem klaren Blick auf die Zukunft der Branche.
Bis dahin gilt: Servus München, hallo Wien!