Hisense: Dual-Cell-LCD statt OLED

Auch im Jahr 2020 gilt OLED in Sachen TV-Technologien als das Maß aller Dinge: Kaum ein Hersteller verzichtet bei seinen High-End-Modellen auf den Einsatz der selbstleuchtenden Pixel. Bislang galt vor allem Samsung mit seinen QLED-Fernsehern als größte Ausnahme dieses Trends. Mit Hisense könnte sich aber 2020 ein zweiter namhafter TV-Produzent der Abkehr von OLED anschließen.
Auf der IFA 2019 sowie der CES 2020 zeigten die Chinesen bereits, wie sie sich die Fernseher-Zukunft vorstellen. Anstelle von OLED-Panels will Hisense vor allem auf die Dual-Cell-LCD-Technologie setzen. Für 2020 hat das Unternehmen die neue Serie ULED XD angekündigt. Die proprietäre Lösung soll laut Hisense OLED-ähnliche Kontraste in vergleichsweise günstigen LCD-TVs ermöglichen.

Mit dem Fokus auf die ULED-XD-Technologie vollzieht Hisense de facto die Abkehr von OLED-TVs. Tatsächlich spielt OLED im aktuellen Plan der Chinesen keine Rolle. Der Ausflug in die „Organic LED“- Bauweise mit dem 2019 erschienenen Hisense O8B war also vergleichsweise kurz. Allzu gut kam die OLED-Premiere von Hisense im Vergleich zur starken Konkurrenz in diversen Tests allerdings ohnehin nicht an.
Zwei LCDs für hohe Kontraste
2020 legt Hisense also den Fokus auf die Doppel-LCD-Bauweise. Hierbei schichten die TV-Macher zwei LCD-Panels mit unterschiedlichen Aufgaben übereinander. Die 2020er-Modelle der Hisense ULED XD-Serie kombinieren auf diese Weise eine Quantum-Dot-LCD-Schicht mit einem monochromen (einfarbigen) LCD-Panel. Letzteres sitzt zwischen der LED-Hintergrundbeleuchtung und dem eigentlichen Farb-Panel und übernimmt die Aufgabe des Dimmings.
Ein Prozessor teilt das Bild in Farb- und Graustufeninformationen auf. Das einfarbige, hintere LCD-Panel verarbeitet dann nur die Helligkeitsinformationen, während die Vorderseite die Farbinformationen verarbeitet. Das Monochromdisplay kann je nach Bildsituation Bereichen laut Hisense vollständig abdunkeln.

Das Ergebnis soll laut Hisense eine optimale Kombination aus hoher Maximalhelligkeit und Top-Kontrasten sein. Der LCD-typische Halo-Effekt („Lichthöfe“ um helle Objekte) soll dabei kein Thema sein. Auf der CES 2020 in Las Vegas stellten die Chinesen mit dem ULED XD H9G einen 65-Zoll 4K-UHD-Fernseher aus, in dem die Dual-LCD-Technologie zum Einsatz kommt. Im H9G verbaut der Hersteller ein Monochrom-Panel mit rund zwei Millionen Pixeln (etwa FullHD-Auflösung) zwischen dem Backlight und dem Farb-Panel. Das Panel für die Farbinformation sorgt mithilfe von Quantum Dots für eine maximal breite Farbpalette.
HiSense spricht hier tatsächlich offensiv von zwei Millionen Dimming-Zonen, die zusätzlich von 132 konventionellen Dimming-Zonen im LED-Backlight unterstützt werden. In der Praxis soll die Technologie also Kontraste und Schwarzwerte auf einem OLED-ähnlichen Niveau in die LCD-Landschaft bringen. Gleichzeitig soll durch die Quantum-Dot-Panels hohe Helligkeiten und eine akkurate Farbwiedergabe gewährleistet sein. Hisense verspricht eine Spitzenhelligkeit von bis zu 1.000 nits.
Das Monochrom-Panel im ULED XD H9G soll laut HiSense aber noch nicht das Ende der Entwicklung darstellen. Die Chinesen gaben an, dass die Technologie in Zukunft auch mit bis zu 8 Millionen Pixeln gefertigt werden kann, um 8K-UHD-II-Geräte zu bestücken.
Auf der Messe konnte der ULED XD H9G im ersten Seheindruck anscheinend tatsächlich punkten. Leider hat Hisense bislang nicht kommuniziert, ob und wann der Dual-LCD-TV auch nach Europa kommen soll. Der ausgestellte H9G ist offiziell für den nordamerikanischen Markt vorgesehen – ein genaues Datum für den Marktstart blieb Hisense aber bislang auch dort noch schuldig.
Dual-Cell-LCD für den Massenmarkt?
Die Idee, zwei LCD-Panels für bessere Kontraste zu vereinen, ist beileibe nicht neu. So zeigte beispielsweise Hisense-Mitbewerber Panasonic auf der IFA 2019 in Berlin einen Konzept-Fernseher mit dem Namen MegaCon. Dieser nutzt sogar ein 4K-Monochrompanel für die Steuerung der Helligkeit, erlaubt also eine pixelgenaue Steuerung.
Die Kehrseite: Der MegaCon ist nicht nur vergleichsweise dick, er wird in dieser Form höchstwahrscheinlich auch nicht als TV-Gerät in den Handel kommen. Panasonic sieht ihn hingegen für den professionellen Einsatz als Referenz-Monitor vor.
Gleiches gilt auch für Sony, die im vergangenen Jahr ebenfalls einen 4K-Dual-Cell-LCD präsentierten. Doch auch der Sony BVM-HX310 ist nicht für den Einsatz im Wohnzimmer, sondern eher in der Filmproduktion ausgelegt – angesichts von Preisen jenseits von 30.000 Euro wundert das nicht.

Umso interessanter ist es da, dass Hisense für seine Dual-Cell-LCDs neben der Bildqualität auch mit fairen Preisen punkten soll. Laut Aussagen des Herstellers sollen die Fernseher preislich unterhalb der vergleichsweise hochpreisigen OLED-Konkurrenz liegen. Auch die Bauform der bisher gezeigten Modelle soll sich – anders als MegaCon und Co. – nicht allzu sehr vom dünnen TV-Mainstream unterscheiden.
Sollten die Chinesen ihre Versprechen umsetzen, könnte mit ihrer Dual-Cell-LCD-Lösung tatsächlich eine interessante OLED-Alternative heranwachsen. Wie gut diese wirklich ist, lässt sich freilich erst nach Marktreife der ULED-XD-Serie beurteilen.
Was glaubst du: Kann HiSense mit deinen Dual-LCD-TVs wirklich LCDs auf OLED-Niveau pushen oder ist es nur Marketing-Hype? Verrate es uns in den Kommentaren!
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