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Cannes 2022: Die besten Filme des Festivals

HIFI.DE ist bei den Filmfestspielen in Cannes 2022 live vor Ort. Hier präsentieren wir dir die besten Filme vom Festival in Frankreich!
Cannes 2022: Die besten Filme des Festivals Bild: Argonauts

Die Filmfestspiele von Cannes sind in vollem Gange und HIFI.DE ist für dich vor Ort. 21 Filme treten im diesjährigen Wettbewerb an, während in den Nebensektionen zahlreiche weitere Werke Premiere feiern. Unter anderem präsentiert Tom Cruise seinen neuen Film Top Gun: Maverick. Wir haben uns in Cannes zahlreiche Filme angesehen und zeigen dir hier die größten Highlights, die du dir unbedingt auf die Watchlist setzen solltest.

Nostalgia (Mario Martone)

Dem einen oder anderen mag der Wettbewerbs-Film Nostalgia von dem italienischen Regisseur Mario Martone vielleicht etwas zu konventionell sein, dafür glänzt er mit an Perfektion grenzendem Schauspiel und einer wunderbar pulsierenden Darstellung der Stadt Neapel. Ein Neapolitaner kehrt nach 40 Jahren im Ausland erstmals in seine Heimatstadt zurück und beginnt schnell, an Nostalgie zu leiden.

Nach und nach erfahren wir mehr über den Ort, aus dem er stammt und begleiten ihn dabei, wie er sich nach und nach an seine Vergangenheit erinnert. Pierfrancesco Favino spielt die Hauptfigur mit bravur, während wir immer mehr über die Gründe für seinen Weggang erfahren. Nostalgia ist ein tragisches wie intelligentes Werk, das die schönen Seiten Neapels, aber auch die enge Verflechtung mit Gangs und der Mafia aufzeigt. Selten wurde das Gefühl der Nostalgie so nachvollziehbar und vielschichtig auf die Leinwand gebracht.

Crimes of the Future (David Cronenberg)

„Die Leute werden in Ohnmacht fallen oder Panikattacken haben.“ Das sagte Crimes of the Future-Regisseur David Cronenberg vor dem ersten Screening auf dem Festival. Dies ist natürlich nicht passiert, dennoch gehört der neueste Streich des Meisters des Body Horrors zu den unangenehmeren Filmen der letzten Jahre. In einer unbestimmten Zukunft hat die Menschheit das Schmerzempfinden verloren. Was erstmal nicht ganz unverlockend klingt, führt zu einem fragwürdigen Umgang mit dem eigenen Körper.

Im Film bemerken immer mehr Menschen körperliche Veränderungen, stellen diese aus und machen daraus Kunst. Allen voran die Hauptfigur, gespielt von Viggo Mortensen, der sich mithilfe seiner Assistentin (Léa Seydoux) vor Publikum Organe entfernen lässt. Dies zeigt Cronenberg in allen Details und zeichnet eine düstere Zukunftsvision. Spätestens wenn die aufgeschnittenen Figuren beginnen, Lust zu verspüren, zeigt sich, dass der alte Cronenberg zurück ist. Nach etwas gediegeneren Filmen wie Eastern Promises oder History of Violence, erinnert Crimes of the Future an Zeiten von Die Fliege und Crash und überzeugt auf ähnlich abstoßende und kompromisslose Weise.

Im HIFI.DE-Podcast Stream ab! haben wir ebenfalls über das diesjährige Filmfestival in Cannes gesprochen:

Decisions to Leave (Park Chan-Wook)

Park Chan-Wook can’t miss. Seit sich der südkoreanische Regisseur mit Oldboy auf die internationale Kino-Bühne inszeniert hat, folgt ein guter Film nach dem anderen. Decisions to Leave ist keine Ausnahme. Der Film erzählt die Geschichte eines Polizisten, der den Tod eines Mannes untersucht, der von einer Klippe gestürzt ist. Die Ehefrau gerät in Verdacht, doch nach und nach verliebt sich der Kommissar in die Verdächtige. Decisions to Leave vermischt Neo-Noir und Romantik. Er ist Liebesfilm und Krimi zugleich, ohne bei einem der beiden Genres Abstriche zu machen.

Park Chan-Wook gehört auch zu den wenigen Regisseuren, die sich noch trauen, mit dem Medium Film zu spielen. Ein kunstvoller Schnitt hier, eine Sequenz, die wild die Zeitebenen vermischt, dort: Er geht das Risiko ein, Kitsch zu produzieren, und daraus entsteht große Filmkunst. Der wahrscheinlich beste Film des diesjährigen Wettbewerbs ist clever konstruiert und kunstvoll gefilmt. Ein klarer Kandidat für deine Watchlist.

R.M.N (Cristian Mungiu)

Der rumänische Regisseur Cristian Mungiu hat mit seinem Drama R.M.N ein beeindruckend aktuelles Werk geschaffen. Der Film erzählt von einem Dorf in Transsylvanien, in dem Rumänen und Ungarn Seite an Seite leben. Hauptfigur Matthias kehrt in das Dorf zurück, nachdem er ein paar Tage vor Weihnachten seinen Job in Deutschland verliert. Das friedliche Dorf wird erschüttert, als die ansässige Großbäckerei zwei Mitarbeiter aus Sri Lanka einstellt. Was folgt, ist ein kaum zu überblickender Flickenteppich an Themen, Problemen und Einsichten beim Zuschauer. Das sichtbarste ist der tief sitzende Rassismus der Dorfbewohner. Vorurteile gegenüber dem Fremden, ganz nach dem Motto: „Ich habe nichts dagegen, solange sie in ihrem Land bleiben.“

R.M.N
Bild: Mobra

Doch das ist längst nicht alles, was der Film verhandelt. Die Bäckerei fand keine ansässigen Mitarbeiter, weil sie zu wenig Geld bezahlt, während die Chefin Mercedes fährt. Der Neoliberalismus des Westens trifft auf die Armut des osteuropäischen Landes. Deutschland existiert stets als moralisches wie wirtschaftliches Kontrollgremium, die EU als Geldgeber, der aktiven Einfluss auf den Alltag nimmt. R.M.N schafft es, das Thema Rassismus einzubetten in eine erkenntnisreiche Analyse der sozialen Probleme der EU und deren Folgen. Chapeau.

Triangle of Sadness (Ruben Östlund)

Ruben Östlunds neuester Streich ist nicht nur sein bislang abgedrehtester Film, sondern definitiv auch einer der provokantesten Filme des diesjährigen Festivals. Während im Hafen direkt neben dem Palais in Cannes die Yachten der reichen und schönen Festival-Gäste liegen, macht sich Triangle of Sadness über ebenjene lustig, ja greift sie sogar explizit an. Doch das geschieht nicht in einem ernsthaft aufgezogenen Drama, sondern in einer hochgradig amüsanten Komödie. Zwei Influencer bekommen eine Reise mit einer Luxus-Yacht geschenkt. Auf dem Schiff befinden sich neben ihnen ausschließlich Superreiche, denen die Folgen ihrer eigenen Taten entweder egal, oder nicht bewusst sind.

Östlund holt zum Rundumschlag gegen diese Schicht aus und scheut nicht davor zurück, sie auf entlarvendste Weise zu entblößen. Während das Paar, dem ein Rüstungskonzern gehört, seekrank auf der Toilette leidet, diskutieren Kapitän und russischer Oligarch über die Lautsprecheranlage über Marx, Lenin, Reagan, Kapitalismus, Sozialismus und die Verantwortung eines jeden für sein Schaffen. Ein clever geschriebener und mit hervorragendem Comedy-Timing gespielter Film, der seine Themen zwar manchmal etwas zu explizit ausformuliert, aber dennoch zu den Highlights des diesjährigen Festivals gehört.

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In der aktuellen Folge ging es um das Filmfestival in Cannes:

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