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Recht auf Reparatur erhält Mehrheit im EU-Parlament

Wenn es nach den Politiker*innen der EU geht, soll es in Zukunft einfacher und günstiger werden, elektronische Geräte zu reparieren. Das "Recht auf Reparatur" ist ein wichtiger Teil des Europäischen Grünen Deals.
EU Flaggen Titelbild Recht auf Reparatur Bild: Unsplash / Guillaume Périgois

Vielleicht ist dir das auch schon mal passiert: Das Handy fällt runter, das Display zerbricht. Selbst Hand anlegen ist oft kaum möglich und der Reparaturservice aufwändig und teuer. Vor allem, wenn das Gerät schon etwas älter ist, stellt sich die Frage – Lohnt sich die Reparatur finanziell überhaupt noch?

In dem Kontext hast du bestimmt schon einmal den Begriff „Recht auf Reparatur“ gehört. Unter dem Slogan setzen sich die Politik und Netzaktivist*innen dafür ein, dass du deine elektronischen Geräte besser warten kannst. Das soll dir Kontrolle zurückgeben und außerdem die Umwelt schützen: Elektroschrott ist der am stärksten wachsenden Abfallstrom der Welt. 2019 wurden mehr als 53 Millionen Tonnen Elektronikabfälle entsorgt! Das macht das Recht auf Reparatur für die EU-Kommission zu einem wichtigen Bestandteil des Green Deals.

EU-Forderungskatalog soll Recht auf Reparatur stärken

Die Haltbarkeit und Reparatur von Smartphones, Tablets und Co. ist in der EU deshalb bereits länger Thema. Jetzt hat das Parlament einen Schritt nach vorne genommen. In einer Abstimmung haben die Abgeordneten Forderungen für einen für 2022 geplanten Vorschlag der Europäischen Kommission zum „Recht auf Reparatur“ angenommen, mit 509 Pro-Stimmen, 3 Stimmen dagegen und 13 Enthaltungen.

Was genau sind diese Forderungen? Primär geht es darum, Waren länger haltbar und reparierbarer zu machen. Hersteller und Händler sollen Verbraucher besser über diese Themen informieren. Hier einige wichtige Bestandteile des Forderungskatalogs:

  • Hersteller sollen Anreize schaffen, die Reparatur dem Austausch vorzuziehen. Das kann etwa durch verlängerte Garantien erreicht werden, oder durch die Bereitstellung von Ersatzgeräten für die Dauer der Reparatur.
  • Informationen über Haltbarkeit, zu Reparaturbewertungen, Ersatzteilen oder Reparaturdiensten sollen einheitlich einsehbar sein. Das könnte zum Beispiel über QR-Codes oder digitale Produktpässe passieren.
  • Im Raum steht außerdem ein gemeinsamer Haftungsmechanismus zwischen Herstellern und Verkäufern, sollte ein Gerät diesen neuen Standards nicht entsprechen.

Neben der Hardware geht es dem EU-Parlament zudem um Software. Du sollst über Updates ausreichend informiert werden und dein Smartphone soll nicht negativ beeinflusst werden. Praktiken, die die Möglichkeit zur Reparatur einschränken oder den Wert von Geräten durch Veralten mindern, könnten sogar nach EU-Recht verboten werden.

Vorschlag der EU-Kommission noch 2022 erwartet

Das alles klingt erstmal sehr umfassend, das Ergebnis bleibt aber abzuwarten. Noch ist nichts in trockenen Tüchern. Die Europäische Kommission hat angekündigt, im dritten Quartal 2022 einen Vorschlag zur Änderung der Richtlinie über den Warenhandel vorlegen zu wollen. In diesem Zusammenhang ziehe sie außerdem einen gesonderten Rechtsakt über das Recht auf Reparatur in Erwägung.

Im Sinne des Verbrauchers ist der Vorstoß allemal: Laut einer Eurobarometer-Umfrage sind 79 Prozent der EU-Bürger der Meinung, dass Hersteller verpflichtet sein sollten, die Reparatur von digitalen Geräten oder den Austausch ihrer Einzelteile einfacher zu gestalten. 77 Prozent würden ihre Geräte eher reparieren, als sie zu ersetzen.

Die EU hat sich hier also einem echten Herzensthema angenommen. Wir sind gespannt, wie es weitergeht.

Wie sieht es bei dir aus? Hast du dich schon mal entschieden, ein Gerät zu ersetzen, statt es zu reparieren? Was sind deine Ideen, Elektroschrott zu reduzieren? Teil es uns in den Kommentaren mit!

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